(Rhino / Warner)
Es ist schwer, Alben wie »The King & I« zu konsumieren, ohne dabei durch den Gestank von Leichenfledderei gestört zu werden. Das Schröpfen bekannter Künstler nach ihrem Tod hat zwar Tradition, doch gerade im Fall B.I.G. hatte sich das Ausgraben (meist zurecht) vergessener Aufnahmen zum Glück recht schnell erübrigt. »Lediglich« zwei Alben erschienen ohne seine aktive Beteiligung – und gerade »Duets: The Final Chapter« legte 2005 mit unzähligen Gastauftritten und fast ausschließlich recycelten Parts nahe, dass die Bad-Boy-Records-Archive einfach erschöpft sind. Umso überraschender ist nun also die Existenz dieser »Kollaboration« zwischen Biggie und seiner Witwe Faith Evans, die sich nicht in Bescheidenheit übt: Mit 25 Tracks soll hier die gemeinsame Geschichte in 70 Minuten noch mal aufgerollt werden, vom Kennenlernen über die schnelle Hochzeit bis zu Biggies Tod und darüber hinaus. Dieser Ansatz verspricht spannender zu sein als die handelsübliche zusammengeschusterte posthume Kompilation, doch leider scheitert Evans auf ganzer Linie. Biggies Parts sind weniger rar als rar gesät, stattdessen plustert sich »The King & I« mit Hilfe überflüssiger Interludes und altbackener Produktion zu einem pseudo-nostalgischen Blockbuster auf, dem es schlichtweg an Substanz mangelt. Seien es nun die durchweg positiven Anekdoten, die Mama Wallace über schwülstige Instrumentals liefert oder die Reinszenierung einer Stelle aus dem Biopic »Notorious« mitsamt Hauptdarsteller Jamal Woolard: Alles wirkt entweder verzichtbar oder – schlimmer noch – pathetisch. Grotesk muten die regulären Songs an: Biggie wirkt wie ein Fremdkörper, geistert häufig ungünstig abgemischt im Hintergrund herum, während Evans zu überspielen versucht, dass hier nicht zwei Verliebte im Raum stehen. Es ist, wie es der Titel verspricht: Der King wird zum zentralen Objekt stilisiert, die Hinterbliebene liefert die Idealisierung der gemeinsamen Zeit, hat zwischen latent nekrophiler Sexfantasie (»Can’t Get Enough«) und einer flachen Aussöhnung mit Rivalin Lil‘ Kim aber leider nichts zu bieten.
Text: Sebastian Berlich