Cypress Hill – Elephants On Acid // Review

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(Sony / BMG)

Wertung: Drei Kronen

Cypress Hill kehren nach acht Jahren mit einem neuen Album zurück – und klingen düsterer als gewohnt. Über den 21 Songs auf »Elephants On Acid« liegen Vinylkratzen und Regensounds, die Stimmen von B-Real und Sen Dog sind mit verzerrenden Effekten und Telefonfiltern überlagert. Ansonsten alles beim Alten: Es wird immer noch ordentlich gekifft. Eröffnet wird das Album von einem sphärischen Instrumentaltrack, der eine mehrstimmige, verzerrte Sitar featuret, und erinnert damit an den Einstieg bei »Temples Of Boom«, dem dritten Album von Cypress Hill von 1995. Es folgt ein atmosphärischer Chant auf Arabisch – Fremdsprachenkenntnisse sind aber nicht nötig, es geht offensichtlich um Haschisch. Ein schwerer Beat mit Acid-Rock-Sample bricht ein, Auftritt B-Real: It’s a vibe. Cypress Hill haben spätestens seit ihrem Album »Skull & Bones« einen Hang zu Elementen aus Metal und Hardrock gezeigt, auf »Elephants On Acid« findet man davon aber wenig – vielleicht, weil B-Real sich mit seinem Nebenprojekt Prophets Of Rage bereits ausgetobt hat. Das Album wird dominiert von schweren, schleppenden Drum-Loops. Auf Songs wie »Falling Down« tritt eine knarzende, kaum unterbrochene Bassline so weit in den Vordergrund, dass die Lyrics fast nebensächlich wirken. Die Songstrukturen sind experimentell, reduzierte Beatloops stehen neben Soundfrickeleien. Damit ist das Problem des Albums bereits lokalisiert: Es fehlen die wirklich eingängigen, melodiösen Hooks und das verspielte Momentum zwischen den beiden MCs. »Elephants On Acid« wirkt wie eine Sammlung von Skizzen und Skits, die man später zu einem knackigen Album verdichten könnte. Dass sich das trotzdem durchhören lässt, liegt an der Vielseitigkeit von DJ Muggs’ Produktionen und der routinierten Delivery der MCs. Nach acht Jahren Wartezeit hätte man sich als Cypress-Hill-Fan vielleicht auf mehr Kifferhymnen, Latin Lingo und weniger Soundexperimente gefreut. Aber aus diesem Grund gilt künstlerische Freiheit ja auch für Musikikonen: damit sie genutzt wird.

Text: Vincent Lindig

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