Bushido: »Klar, ich mache Gangstarap, aber ich wechsle auch die Windeln meiner Kinder.«

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Mit Shindy und Bushido im Ballettstudio gewesen zu sein – das können nicht viele von sich behaupten (außer ­Bushidos 3-jähriger Tochter natürlich). Doch im Zuge unserer Titel­geschichte anlässlich des ersten Kollabo-Albums der beiden war uns klar: Wir müssen bildsprachlich mal die abgetretenen Pfade verlassen – ähnlich wie es die beiden Ersgutenjungs musikalisch auf »Cla$$ic« getan haben. Und so fand der Shoot mit Bushido und Shindy dieses Mal nicht nur im Studio unseres Fotografen Sascha Haubold, sondern zudem in den Räumlichkeiten der Tanz- und ­Ballettschule Papillon in Berlin-Friedrichshain statt. Dementsprechend haben wir im anschließenden Interview bei alpenländischer Küche auch nicht nur das typische Gespräch über Beats, Beef und Battlerap geführt, sondern mal Themen wie Arbeitsmoral, Zufriedenheit, Sorgen und Zielstrebigkeit abgehandelt. Klassische HipHop-Sujets halt.

 

Dass ein gemeinsames Album von euch kommen wird, hattet ihr bereits im letzten JUICE-Interview verraten. Waren damals bereits Songs fertig oder sind die alle erst in diesem Jahr entstanden?
Shindy: Wir hatten ein paar Beatskizzen und eine grobe Idee davon, in welche Sound­richtung wir gehen wollen.

Offenbar war es euch wichtig, ein Soundbild zu schaffen, das sich von dem eurer Solo-Releases abhebt. Habt ihr viel diskutieren müssen?
Shindy: Wir haben gar nicht diskutiert. Ich hatte die Skizzen, habe Bushido erklärt, was ich mir vorstelle, er fand’s geil, und dann haben wir gemeinsam daran weitergearbeitet.
Bushido: Über Musik zu reden ist eh immer schwierig. Uns war aber klar, dass wir keine Songs machen wollen, die so klingen, als seien wir lediglich Feature-Gast auf einem Soloalbum des jeweils anderen, sondern wollten ein eigenes Soundbild haben, das uns beiden gleichermaßen gut zu Gesicht steht.

Warum war euch das wichtig?
Bushido: Ich bewundere Shindy als Musiker und feiere seine Musik. Ich bin ein richtiger Shindy-Fanboy. Und als dann die Idee zu einem Kollabo-Album aufkam, habe ich gemerkt, dass ich viel größere Ansprüche daran gestellt habe als an meine vorherigen Kollabo-Alben. Mit Shindy wollte ich etwas Besonderes machen. Und das ist uns gelungen.

Habt ihr das Gefühl, dass ihr euch bei der Arbeit an so einem Kollabo-Album noch besser kennenlernt?
Shindy: Nein. Wir waren jetzt schon zwei Mal zusammen auf Tour und haben gemeinsam an vier Alben gearbeitet – da lernt man sich bereits so gut kennen, dass wir nun kein neues Level erreicht haben.

Bushido, du hast mal gesagt, dass du dich in Shindy wiedererkennen würdest und früher einen ähnlichen Arbeitseifer an den Tag gelegt hast wie er heute.
Bushido: Ja, das stimmt. Shindy ist jetzt sehr erfolgreich und hat ein gutes finanzielles Polster, aber wenn ich ihm sage, dass er ruhig mal chillen kann, geht er darauf gar nicht ein, weil er Angst hat, morgen könnte schon wieder alles vorbei sein. Das war bei mir früher ganz genauso.

Shindy und ich rasten bei unseren Erfolgen weder aus, noch ruhen wir uns darauf aus. Wir arbeiten lieber weiter. – Bushido

Wie war das damals genau?
Bushido: Als es richtig losging und ich von Universal fünfzig Mille bekommen habe, wusste ich auch nicht, wie lange ich dieses Erfolgslevel halten kann, und habe deshalb immer weitergemacht. Selbst 2005, als ich meine erste Euro-Million verdient habe, habe ich diese Arbeitsmoral beibehalten. Shindy und ich rasten bei unseren Erfolgen weder aus, noch ruhen wir uns darauf aus. Wir arbeiten lieber weiter.

Welche Parallelen gibt es sonst noch ­zwischen euch?
Bushido: Shindy hat mittlerweile einen ähnlichen Einfluss auf seine Fans wie ich in Sachen Klamotten, Frisur und Stil. Ich habe früher Cordon Sport, Airmax und Jeans in den Socken populär gemacht. Heute siehst du überall Shindy-Lookalikes rumlaufen. Auch Bart tragen haben wir beide wieder cool gemacht.

Shindy, findest du es manchmal befremdlich, wenn du Doppelgänger von dir auf der Straße oder auf Konzerten siehst?
Shindy: Am Anfang hat es mich gefreut, dann fand ich’s zum Kotzen. Mittlerweile freut es mich aber noch mehr als am Anfang.

Was hat dich daran angekotzt?
Shindy: Damals wollte ich, dass mich alle Leute in Ruhe lassen. Ich habe einfach nicht verstanden, warum die mich kopieren. Irgendwann ist mir aber bewusst geworden, dass das bloß eine andere Form von Bestätigung ist, indem die Leute mir zeigen, dass sie gerne so wären wie ich. Ein größeres Kompliment kann man kaum bekommen.

Sind das vorwiegend Teenager?
Shindy: Nein, und das freut mich am meisten! Das sind auch Leute, die so alt sind wie ich; Leute, die sich eigentlich längst gefunden haben sollten. Haben sie vielleicht auch, aber offensichtlich merken sie dann: Shindy ist doch noch ein bisschen cooler. (grinst)

 
Kommen wir mal aufs Album zu sprechen: Marteria ist auf »Cla$$ic« dabei. Den hattet ihr im letzten JUICE-Interview bereits als Feature angekündigt. War er der erste, den ihr angerufen habt?
Bushido: Nein, der letzte. (lacht) Wir hatten sogar mal überlegt, gar keine Features aufs Album zu packen, uns dann aber doch dafür entschieden. Und dann lag Marteria natürlich auf der Hand. Zum einen gibt es seit seinem Gastauftritt bei unserem Konzert in Nürnberg im letzten Jahr eine persönliche Ebene, zum anderen ist er musikalisch so groß, dass es auch aus wirtschaftlicher Sicht für uns Sinn macht. Als ich ihn dann gefragt habe, ob er dabei ist, hat er bloß gefragt: »Wann soll ich vorbeikommen?« Und am vereinbarten Tag stand er dann pünktlich um zehn Uhr morgens mit dem Auto seiner Frau an der Tankstelle vorm Studio. Er ist extra aus dem Norden angereist – und das, obwohl er einen Muskelfaserriss hatte, den er sich auf der Bühne zugezogen hat. Der hat richtig gehumpelt. Umso höher rechne ich ihm an, dass er das auf sich genommen hat.

Den Angelausflug mit euren Frauen habt ihr aber noch nicht gemacht, oder?
Bushido: Nein, aber wir haben viel darüber geredet. Wir haben beide wahnsinnig viel zu tun, daher kann man das nicht mal eben spontan machen. Es ist aber nach wie vor geplant. Marteria wird demnächst aber erst mal zu mir kommen und sich in meinem Aquaristik-Laden »Into The Blue« ein Aquarium kaufen.

Wer ist sonst noch auf »Cla$$ic« dabei?
Bushido: Yasha – ein richtig unkomplizierter und entspannter Typ. Ansonsten wollten wir aber nur noch Ali auf der Platte haben, schließlich sind wir eine Crew.
Shindy: Hört euch einfach das Album an. (grinst)

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