Bushido / Sony Music
Dank medialer Ausschlachtung und öffentlicher Schlammschlacht ist es kein Geheimnis, dass es bei Bushido gerade drunter- und drübergeht. »Mythos« soll damit aufräumen. Namen werden zwar keine genannt, die Adressaten sind aber meist eindeutig. Allerdings werden sie kaum in gewohnt grimmiger Bushido-Manier bepöbelt und bedroht, stattdessen gibt sich der 40-Jährige recht introvertiert und bodenständig, blickt zuweilen fast schon gelassen aufs Geschehen. Ohne vulgär oder ausfallend zu werden, benennt Bushido die psychischen Unzulänglichkeiten, die seine Feinde zu ihren Taten treiben, überlässt deren Vergeltung aber einer höheren Instanz, die im Zweifel sogar Gnade walten lassen möge. Dieser geerdete und emotionale Habitus ist nicht nur erfrischend, Bushido verkörpert ihn auch denkbar authentisch. Nie zuvor wirkte Bu nahbarer als auf »Mythos«; nie schienen ihm Themen derart ernst zu sein. Klar, Krawall gibt es trotzdem – spätestens wenn egj-Protegé Samra mit seinem energiegeladenen, kaltschnäuzigen Vortrag für einige der Highlights des Albums sorgt. Das fügt sich auch nahtlos ein, stellt aber eher eine Dreingabe dar als eine Notwendigkeit. Zusammengehalten wird »Mythos« ohne Frage von Bushidos Erzählungen und Retrospektiven, denen er mit Lebensfreude und frischem Wind unter den Flügeln begegnet. Das beeindruckend stringente Motiv wird immer wieder treffsicher aufgelockert und angezogen – auch musikalisch. Hochwertige Beats, das Gros übrigens Marke Eigenbau, prägen ein monochromes Bild, das stets optimistisch anmutet und in seiner puristischen Machart einem klaren Duktus folgt. Doch auch wenn Bushido sich auf »Mythos« neu zu erfinden scheint, bleiben die großen Überraschungen aus. Dafür bleibt es inhaltlich zu unkonkret, die kleineren Höhepunkte sind stets raptechnischer Natur, wirkliche Aha-Momente fehlen. Allerdings fällt auch nach unten hin nichts wirklich ab, obwohl Capital Bras Singsang-Geträller reichlich deplatziert klingt. Mit dem Closer »Mephisto« geht die Qualität zwar doch noch in jeglicher Hinsicht in den Keller, aber der scheint ohnehin eher eine Art Fremdkörper zu sein. Beendet man »Mythos« aber nach »Kein Ende« (haha), so stellt es das bündigste, nachvollziehbarste und emotionalste Album in Bushidos Karriere dar.
Text: Skinny