Booz: »Momentan geht es um gute Vibes« // HipHope

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Mit Stationen als Model, Schauspieler und Tänzer hat Booz das Rüstzeug zum 360-Grad-Entertainer erworben. Sein Trap-Rap-Entwurf übersetzt diese Vielseitigkeit in Form klassischer Bars auf zeitgeistige Beats.

Für Booz mache es nun wirklich keinen Unterschied, ob er vor der Kamera oder auf der Bühne stehe, lacht er durch das Telefon. Es wirkt, als verwundere ihn alleine die Frage, ob die Linse ihn verändert, so selbstverständlich ist das Rampenlicht für den Hamburger. Vermutlich liegt es daran, dass er in dessen schimmerndem Schein großgeworden ist: Bereits mit vier Jahren begann er zu tanzen, nahm in seiner Jugend sogar an der Krumping-Weltmeisterschaft teil. Auf die Tanzschritte folgte gut eine Dekade später der erste Schritt in die Booth. Und weil er keinen Grund sah, sich und sein Talent zu verstecken, nahm er mit frischen 17 Jahren an der Talentshow »Romeo feat. Julia« des Kinderkanals teil. Fun Fact: Auch Kelvyn Colt, der mit sonorem Maschinengewehr-Flow heute noch das Game unter Beschuss nimmt, zählte zu den jungen »HipHop-Helden«. Ist KiKA etwa eine übersehene Talentschmiede?

Nach dem Abschlusskonzert des Crossover-Projekts widmete sich der Showman weiter dem Grind, veröffentlichte Songs über seinen Youtube-Kanal. Auf das erste Mixtape folgte 2016 die »Emotion«-EP, auf der sich Booz mit Beziehungsproblemen, Selbstdarstellungsopfern und persönlichen Sinnkrisen auseinandersetzte. Zu dieser Zeit sei privat einfach viel los gewesen, stellt er rückblickend fest. Aber das Kapitel der Introspektion sei erst mal abgeschlossen, denn mit der EP habe er sich bewiesen, auch tiefgründige Tracks machen zu können. Die neuen Tunes des Nordlichts drehen sich in lupenreiner Representer-Manier vor allem um ihn selbst. Doch Grund dafür ist nicht, dass er mit wachsender Popularität meint, unter Beweis stellen zu müssen, der coolste Hirsch im Streichelzoo Raphausens zu sein, nein – nach Kalkül sucht man bei dem Boy vergebens. »Ich hatte einfach Bock. Momentan geht es um gute Vibes.«

Und diese Einfach-Machen-Attitüde schwingt gegenwärtig durch all seine Bars hindurch. Ebenso wie Booz seine Insta-Storys unmittelbar ins Cyberspace feuert, zeichnet sich seine Delivery durch ihre unbestechliche Direktheit aus. Während unseres Interviews läuft Booz gerade durch die Hamburger HafenCity. Hier und dort trifft er auf Freunde und Bekannte, ruft ihnen am anderen Ende der Leitung Unverständliches zu, um dann nahtlos das Gespräch fortzuführen. Es scheint ihn herzlich wenig zu kümmern, dass jedes seiner Worte veröffentlicht werden könnte. »Viel zu viele Menschen bauen Fassaden und Shades auf, die eigentlich gar nicht sein müssen. Man könnte auf so eine Verklemmtheit scheißen«, fasst er seinen resoluten Beschluss zusammen, auf jeglichen Filter zu verzichten. Eine Entscheidung, die ihn in Zeiten der unverständlichen Überinszenierungen und des Plastikperfektionismus hoffentlich noch weit bringen wird.

Foto: Janto Djassi

Dieses Feature erschien erstmals in JUICE #187 (hier versandkostenfrei bestellen).

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