Als wir Mohamed Sylla zum Interview an der Spree treffen, wirkt er etwas in sich gekehrt. Das Leben des 21-jährigen Parisers hat sich vor gut sieben Monaten um die berühmten 180 Grad gedreht, als er als MHD mit »Afro Trap« einen neuen Sound aus dem Boden stampfte und seitdem als neue Rap-Sensation gefeiert wird – in Frankreich, aber auch darüber hinaus. Der Großteil seiner in Eigenregie gedrehten Low-Budget-Videos hat immerhin die zweistellige Millionenmarke geknackt, es stehen Shows in ganz Europa und Nordamerika an und die Magazine reißen sich um die Selfmade-Story des jungen MCs. Das alles ist für einen Mann, der bis vor kurzem noch ein recht unspektakuläres Dasein als Hobby-Rapper fristete, extrem viel. Zeit, um ein bisschen durchzuschnaufen und zu realisieren, was gerade passiert, hat MHD kaum. Trotz alledem stand er JUICE vor seinem Gig im Berliner Prince Charles, seiner ersten Show außerhalb französischer Landesgrenzen, für ein paar Fragen Rede und Antwort.
Wie erklärst du dir den enormen Erfolg deiner Musik? Hast du so eine Resonanz erwartet?
Nein. Wie hätte ich ahnen sollen, dass das alles so durch die Decke geht? Aber den Leuten gefällt meine Musik, weil sie Spaß macht und authentisch ist. Die Menschen waren gelangweilt von Trap, der oft sehr aggressiv und düster klingt. Meine Musik verleiht meinem Ghetto hingegen ein positiveres Image. Es ist einfach anders als alles, was du bisher gesehen und gehört hast.
Viele haben den Begriff Afro-Trap noch nie gehört, bevor deine Videos online gingen. Was ist Afro-Trap genau?
Das ist ein Mix aus afrikanischen Rhythmen und dem Flow, den man auf Trap-Songs hört.
Dein Style unterscheidet sich von dem vieler französischer Rapper. Siehst du dich als Teil der französischen HipHop-Szene?
Na ja, immerhin bin ich nahezu der einzige, der diese Art von Musik macht, weswegen man mich nicht unbedingt zur Szene zählen muss. Ich habe praktisch keine Konkurrenz, was oft ein bisschen langweilig sein kann. (grinst)
Du bist im 19. Arrondissement von Paris aufgewachsen. Inwiefern hat dein Umfeld dich als Musiker geformt?
Mein Umfeld bedeutet mir sehr viel. In meiner Gegend bin ich immer von Freunden und Familie umgeben, wir tanzen die ganze Zeit und machen Musik. Du kannst diesen Zusammenhalt und diese Power in jedem einzelnen meiner Musikvideos erkennen.
Ist in Zukunft auch eine Zusammenarbeit mit afrikanischen Künstlern wie Davido oder Wizkid geplant?
Wenn es möglich ist, würde ich sehr gerne mit Davido und Wizkid arbeiten. Ich mag deren Musik und höre sie oft. Aber auf meinem Album sind ja bereits afrikanische Künstler wie Angélique Kidjo oder Fally Ipupa vertreten, die zu den Größten des afrikanischen Kontinents gehören.
Bekannte US-Stars wie Drake und Rihanna haben in jüngster Vergangenheit westafrikanische Pop-Sounds in ihre Musik einfließen lassen. Kannst du von diesem Trend profitieren?
Ich hoffe es. Ich will meine Musik und Afro-Trap auf der ganzen Welt verbreiten. Und ich bin schon dabei! Nach Europa sind erst die USA und dann auch noch Asien dran. Wir werden bald drei Shows in New York, zwei in Montreal und noch weitere Shows in Städten wie Toronto, Ottawa, Oslo, Barcelona, Rotterdam und Amsterdam spielen. ◘
Was genau ist eigentlich Afro Trap? Zum ausführlichen Hintergrundbericht geht’s hier.
Foto: Elisa Parron
Dieses Interview erschien in JUICE #175 (hier versandkostenfrei nachbestellen).