Flashback: 2004, in Texas brodelt es gewaltig. Denn zum ersten Mal überhaupt schaut der Rest der Rapwelt nach Houston und lauscht gebannt dem runtergeschraubten, Codein-getränkten Sound, der in der Longhorn-Metropole über die vorangegangenen Jahre entstanden ist. Nutznießer des Hype ist auch eine junge Generation von MCs, in deren Grillz dank der Aufmerksamkeit der Majorplattenfirmen auf einmal echte Diamanten statt Zirkoniasteinen funkeln. Ihre Namen: Slim Thug, Paul Wall, Mike Jones und Chamillionaire. Der erste große Hit dieser Ära: »Still Tippin’«, der zuerst über den lokalen Imprint Swishahouse und später auch über das Warner-Sublabel Asylum Records erscheint. Chamillionaire, der für »Still Tippin« den ursprünglich abschließenden Verse aufgenommen hatte, wurde nach Streitigkeiten mit Mike Jones von der finalen Version des Songs entfernt und durch eine Strophe von Paul Wall ersetzt. Und auch wenn sich Chamillionaire später mit seinem Superhit »Ridin’« rächen sollte, war das Tuch zwischen Jones und Cham auf Jahre zerschnitten.
Aber zurück ins Hier und Jetzt und auf die andere Seite des großen Teichs: Dort führt ein hagerer Mann im weißen Tracksuit derzeit das Revival eines lange totgeglaubten Genres an. Konventionen sowie Co-Signs von Superstars wie Kanye und Drake hat Skepta in den vergangenen Monaten links liegen gelassen, um die Erwartungen an sein anstehendes Album »Konnichiwa« ins Unermessliche steigen zu lassen. Nun lässt er einen weiteren Einblick in sein viertes Studioalbum zu. Und dabei erschließt sich auch der Kontext der eingangs erwähnten Anekdote: Produzent Plastician bedient sich nämlich des »Still Tippin«-Instrumentals und schraubt daraus einen Grime-Banger, auf dem Skepta die Gemengenlage bezüglich der Album-VÖ unmissverständlich klarstellt: »Treatin‘ shows with 25 people the same as 25.000/That’s why I’m on a worldwide tour and I ain’t even dropped my album« Okay, wir drücken Repeat und üben uns in Geduld.