Cannibal Ox – Blade of the Ronin // Review

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Wertung: Viereinhalb Kronen Es war eine dieser Ankündigungen, bei denen Vorfreude und tiefe Skepsis (lies: Angst und Schrecken) um die emotionale Vorherrschaft kämpfen: Cannibal Ox veröffentlichen nach 14 Jahren den Nachfolger ihres Debüts »The Cold Vein«, das nicht nur für sich betrachtet ein Meisterwerk bleibt, sondern auch das erste Album der Def-Jux-Zeitrechnung war. Neben der langen, mit Soloreleases und Unklarheiten gesprenkelten Wartezeit bot vor allem die Tatsache Grund zur Sorge, dass El-P mit »Blade Of The Ronin« nichts mehr zu tun hat. Deshalb gleich vorab: Alles ist gut. Can Ox bestehen auch ohne ihren Mentor und Produzenten und geben außerdem herzlich wenig auf das große Neuerfinden. Bill Cosmiq heißt der Mann, auf dessen Geschick sich das Team verlässt, und dem gelingt, woran größere Produzentenegos gescheitert wären. Er reanimiert die monolithische Kälte, die Soundscapes und Flächen des Debüts, ohne – wie denn auch? – zum El-P-Abklatsch zu verkommen. Gerade seine Drums machen den Unterschied aus, lassen »Blade Of The Ronin« insgesamt geerdeter und weniger technisch klingen. Die unterschwellige Aggression bleibt, ebenso wie die Dualität des MC-Gespanns. Vast Aire ist da, wo er immer war, ganz vorn, eine irritierende Präsenz genau vor deinem Gesicht. Seine überartikulierte Delivery und der Kontrast zu seinen verschachtelten, mythisch-religiösen Bildern sind tight wie früher. Die Parts von Vordul Mega scheinen sich dagegen als form- und emotionsloser Unrap tief ins Innerste der Musik gebohrt zu haben, erst nach mehreren Durchgängen dringt an die Oberfläche, was wie das Unterbewusstsein des Albums klingt, wie ein Mantra von ganz Abseits. Über lange Umwege wird Vordul so wichtiger als je zuvor in der Band, die wieder HipHops Orakel aus der zu großen Stadt ist. All das reicht nicht, um »The Cold Vein« in der Allzeit-Bestenliste zu ersetzen. Aber obwohl die Gleichförmigkeit dem Album eher schadet als nützt: »Blade Of The Ronin« verstört und fordert, klingt wie ein eisiger Fantasy-Roman in einer schäbigen Einzimmerwohnung. Es gibt nicht viel Rap-Musik, die das kann.

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