Bushido: »Klar, ich mache Gangstarap, aber ich wechsle auch die Windeln meiner Kinder.«

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Bushido, du hast kürzlich in einem Interview gesagt, dass du derzeit so zufrieden und glücklich bist wie noch nie in deinem Leben. Was sind die wichtigsten Gründe dafür?
Bushido: Ich bin mittlerweile mit mir im Reinen, und das ist die Grundvoraussetzung dafür, glücklich sein zu können. Mir passiert jeden Tag so viel Scheiße, ich habe so viel Stress – ich könnte genauso gut jeden Tag unzufrieden sein. Aber ich will das nicht.

Gab es einen bestimmten Auslöser für den Einstellungswandel?
Bushido: Ich habe eine Zeit lang viel mit meiner Frau gestritten. Dabei habe ich realisiert, dass mir meine Familie so wichtig ist, dass ich das nicht aufs Spiel setzen will. Deshalb ist dieses Glücklichsein eine ganz bewusste Entscheidung. Du kannst nicht einfach darauf warten, glücklich zu werden, du musst etwas dafür tun.

Wie sieht das konkret aus?

Bushido: Wenn mich mittlerweile etwas abfuckt, dann versuche ich das in einem ­Gespräch zu klären, anstatt eklig zu werden. Und ich merke selbst, wie gut mir das tut.

Klingt toll.
Bushido: Es wäre auch gar nicht anders gegangen. Guck mal: Meine Mutter ist vor zwei Jahren gestorben, meinem Vater geht es gar nicht gut, ich habe ein Ermittlungsverfahren gegen mich laufen – solche Dinge ziehen mich natürlich krass runter. Da bleibt mir gar nichts anderes übrig, als mich bewusst dagegenzustemmen.

Du hast sicherlich Recht damit, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist. Dennoch gibt es Umstände, die man nicht beeinflussen kann, die aber Einfluss auf das persönliche Befinden nehmen.
Bushido: Das stimmt natürlich. Aber meine Kinder erden mich sehr, meine Frau genauso. Ich habe genug Geld, sodass ich mir um meinen Lebensunterhalt keinen Kopf machen muss. Das sind natürlich gute Grundvoraussetzungen. Dennoch ist Glücklichsein keine Frage des Geldes. Du musst innere Zufriedenheit erlangen und nicht immer nur neidisch darauf schauen, was du nicht hast – das ist der Schlüssel.

Um glücklich zu sein, muss man einen gewissen Grad an Gelassenheit an den Tag legen, kompromissbereit sein, Empathie entwickeln, die Leute um sich herum respektieren – und für ein Alphatier wie mich ist das schwierig. – Bushido

Ist es dir schwergefallen, dich für das Glücklichsein zu entscheiden?
Bushido: Du musst dir das so vorstellen: Wenn du ein fetter, fauler Typ bist und plötzlich Sport machen willst, dann ist das erstmal anstrengend. Und auf übertragener Ebene war das bei mir ähnlich, zumal mir der Erfolg suggeriert hat: Es gibt keinen Grund, mich zu ändern. Der Erfolg gibt mir Recht.

Was hast du dann konkret verändert?
Bushido: Um glücklich zu sein, muss man einen gewissen Grad an Gelassenheit an den Tag legen, kompromissbereit sein, Empathie entwickeln, die Leute um sich herum respektieren – und für ein Alphatier wie mich ist das schwierig. Das Umdenken hat erst angefangen, als ich meine Familie hatte. Da habe ich gemerkt, dass ich theoretisch zwar einen Kellner in einem Res­taurant scheiße behandeln kann, weil sich das nicht direkt auf mein Leben auswirkt, aber wenn ich das bei meinen Kindern oder meiner Frau mache, dann fällt das direkt auf mich zurück. Ich musste also anders werden als ich war.

Im Sinne von: Wenn du Positivität ausstrahlst, kommt auch Positivität zurück?
Bushido: Genau. Aber man darf auch nicht ­davon ausgehen, dass nur Gutes zurückkommt, wenn man Gutes gibt.

Das stimmt, aber die Wahrscheinlichkeit steigt.
Bushido: Klar. Aber nicht, wenn du mit irgendwelchen Trotteln zu tun hast. Daher sollte man einfach von sich aus versuchen, möglichst zufrieden zu sein und keine Erwartungen an andere zu stellen. Und wenn man dadurch vermehrt Gutes zurückbekommt – umso besser.

Das klingt sehr reflektiert.
Bushido: Hinzu kommt ja, dass man sich bei all der Rumjaulerei auch mal bewusst machen muss, wie gut es uns allen geht. Wir sind keine Kriegsflüchtlinge, sind sozialversichert, können uns Essen kaufen – trotzdem heulen wir jeden Tag rum. Ganz ehrlich: Was habe ich denn für einen Grund, unglücklich zu sein? Eigentlich gar keinen.

 
Shindy, seit deinem Debütalbum »NWA« vor zwei Jahren hat sich dein Leben krass verändert…
Shindy: … allerdings – um 180 Grad.

Inwiefern hat sich dieser Umstand auf deine Zufriedenheit ausgewirkt? Gerade im Hinblick darauf, dass mit deinem jetzigen Karriereverlauf ein Traum wahrgeworden ist.
Shindy: Ich habe zwölf Jahre Musik gemacht, ohne dass es eine Sau interessiert hätte, und das hat schon an mir genagt. Vor allem, weil ich in den Rap-Medien nur Leute gesehen habe, die viel schlechter waren als ich. Das hat mich angekotzt und mir die Motivation geraubt. Aber was soll’s – dafür habe ich in den letzten zwei Jahren binnen kürzester Zeit in Höchstgeschwindigkeit alles doppelt und dreifach zurückbekommen.
Bushido: Hinzu kommt: Nach dem ersten Abturner, dass sich keiner für seine Musik ­interessiert hat, kam gleich der zweite Abturner, als er Kay auf den Leim gegangen ist. Kay hat ihn damals von oben herab behandelt, hat ihn für sich einkaufen und den Wagen holen lassen. Kay hat ihn persönlich richtig gefickt.
Shindy: Deswegen wiegt meine Zufriedenheit heute doppelt. Ich habe in zwei Jahren das geschafft, was Kay in sieben, acht Jahren nicht hinbekommen hat und mit Sicherheit auch nicht mehr hinbekommen wird. Und dieses Gefühl geht noch über Zufriedenheit hinaus. Das ist eine richtige Genugtuung.

Hast du in den zwölf Jahren auch mal daran gedacht, es ganz sein zu lassen? Du hast zumindest Wirtschaftswissenschaften studiert, also offensichtlich noch einen Plan B gehabt.
Shindy: Ich bin Realist. Es hätte schließlich sein können, dass es mit der Musikkarriere nicht klapp. Ich wollte aber auch nicht als Fabrikarbeiter enden. Ich weiß ja, wie es ist, wenn man bei McDonald’s arbeitet oder nachts am Fließband steht – das habe ich alles schon gemacht. Ich wollte zumindest einen Bürojob haben, weil meine Mutter immer meinte: »Da machst du dich wenigstens nicht schmutzig.«

Bushido, als du Shindy zu Ersguterjunge holen wolltest, hast du im Vorfeld auch mit seiner Mutter telefoniert, um ihr zu erklären, was ihr gemeinsam vorhabt, richtig?
Shindy: Es ging hauptsächlich um meine Krankenversicherung. (lacht)
Bushido: Ja, das stimmt. Shindy meinte damals zu mir, dass er gerne nach Berlin kommen würde, seine Mutter aber gerne vorab noch mal mit mir sprechen möchte. Und das fand ich sympathisch, weil ich gemerkt habe, dass seine Mutter sich um ihn sorgt – genau wie meine Mutter das bei mir getan hat.

Mein Vater hat mal zu mir gesagt hat: ‚Du bist zwar ein bisschen hängengeblieben, aber uns war immer klar, dass du was auf die Reihe bekommst.‘ – Shindy

Wie lief das Telefonat dann konkret ab?
Bushido: Du musst wissen, dass damals gerade dieses Gerücht über meine Verbindung zur Mafia durch die Presse ging. Ich rechne es Shindys Mutter daher hoch an, dass sie sich lieber ein persönliches Bild von mir gemacht hat als den Quatsch aus den Medien zu glauben – was ich total verstanden hätte. Stattdessen hat sie eine ungemeine Offenheit an den Tag gelegt und gleich am Anfang gefragt: »Wie ist das denn mit der Sozialversicherung? Ich habe für meinen Sohn eine Ausbildungsausfallversicherung abgeschlossen – muss ich die jetzt aufkündigen? Wovon soll er denn sonst leben?« (grinst) Sie hatte ja keine Vorstellung davon, wie das ablaufen würde. Woher auch? Ich habe ihr aber bloß sagen können, dass sie das selbst entscheiden muss; dass ich versuchen werde, ihren Sohn so gut es geht mitzuziehen; dass ich ihr aber keine Garantie geben kann. Und das hat sie verstanden.

Hast du sie in der Zwischenzeit mal ­persönlich getroffen?
Bushido: Ja. Als wir mal einen Tourstopp in Stuttgart hatten, sind seine Eltern vorbeigekommen. Und die waren wirklich sehr sympathisch. Ich habe sofort gemerkt: Das sind Eltern, die etwas im Kopf haben, die sich um ihren Sohn kümmern und ihn in allen Belangen unterstützen – genau wie meine Mutter.

Shindy, hast du mit deinen Eltern noch mal darüber gesprochen, wie sich deine ­Karriere entwickelt hat?
Shindy: Nein, nicht wirklich. Aber als ich meiner Mutter meine Goldene Schallplatte mitgebracht habe, hat sie schon gesagt, wie krass das alles ist, was da in den letzten zwei Jahren passiert ist. Meine Eltern haben sich auf jeden Fall übertrieben für mich gefreut und waren krass erleichtert.

Haben sich deine Eltern große Sorgen um deinen beruflichen Werdegang gemacht?
Shindy: Ja, schon. Auch wenn mein Vater mal zu mir gesagt hat: »Du bist zwar ein bisschen hängengeblieben, aber uns war immer klar, dass du was auf die Reihe bekommst.« Meine Mutter macht sich aber immer noch Sorgen und fragt mich ständig, ob diese oder jene Anschaffung wirklich sein muss. Aber ich denke, ich mache das schon alles recht vernünftig.

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