Wiz Khalifa: »Ich fordere jeden zum Kiffen auf« // Interview

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Wiz Khalifa, der nach Snoop Dogg prominenteste Weed-head im Game, vertreibt inzwischen seine eigene Blättchenmarke. Sogar eine Grassorte wurde nach ihm benannt: Khalifa Kush oder Wiz Khalifa OG. Mit Songs wie »We Dem Boys« und »See You Again« hat er den Mainstream im Sturm genommen, und er ist noch lange nicht fertig: Gerade hat er sein Mixtape »Laugh Now, Fly Later« rausgebracht, das lange angekündigte Album »Rolling Papers 2« steht auch in den Startlöchern. Wir haben mit ihm über seinen neuen Sound, den frühen Tod von Lil Peep und seine Verantwortung als Musiker gesprochen.

Dein neues Mixtapes »Laugh Now, Fly Later« klingt düsterer und schwerer als frühere Releases. Warum?
Ich bin für dieses Release zurück zu den Wurzeln meiner Kreativität gegangen: in den Untergrund. Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, was gerade der angesagteste Sound ist, wer sich von den Songs angesprochen fühlen könnte und wer nicht. Ich wollte einfach das Beste aus mir herausholen und einen Sound schaffen, den ich noch nie ausprobiert habe.

Ist das der neue Wiz-Khalifa-Sound?

Die düsteren Sounds sind dazugekommen, weil meine Musik sich weiterent­wickelt hat. Ich würde das gern beibehalten und gleichzeitig Songs schreiben, die eine breite Masse erreichen – dann würde sich das Bild komplettieren.

Du bist in diesem Jahr dreißig geworden. Wie beeinflusst das den Sound und Inhalt deiner Musik?
Ich sehe das als einen großen Vorteil! Ich habe wirklich viele Erfahrungen gemacht, und das gibt mir die Möglichkeit, über andere Themen zu sprechen als noch vor ein paar Jahren. Aber im kreativen Prozess versuche ich, so unschuldig wie möglich zu bleiben. Kindlich ist nicht das richtige Wort, aber ich versuche, so wenig dreißig wie möglich zu sein. (lacht)

Das letzte Mal, als du ein Album rausgebracht hast, waren Hits wie »We Dem Boys« darauf, später hast du mit »See You Again« weltweit unglaubliche Rekorde eingefahren. Ist das eine Belastung, weil die Erwartungen dadurch so hoch sind?
Nein. Das sind nur Beweise für die Qualität, die ich mit meinen Songs abliefere. Ich kann immer wieder solche Hits produzieren, solange ich nur mir selbst treu bleibe. Ich gebe mein Bestes und versuche, Menschen für meine Musik zu begeistern – das ist das ultimative Ziel. Um Zahlen oder Rekorde mache ich mir gar keine Gedanken.

Dabei ist die Angst, an vergangene Erfolge nicht anknüpfen zu können, unter Künstlern ziemlich verbreitet.
Ich habe schon oft genug bewiesen, was ich kann. Die Qualität meiner Musik wird dadurch nicht mehr infrage gestellt. Ich fordere mich zwar immer wieder selbst heraus, richte mich aber nicht mehr nach Erwartungen anderer.

Du hast zum Tod von Lil Peep einen Instagram-Post mit dem Slogan »Lean Is Lame« veröffentlicht. Dafür hast du eine Menge positive Reaktionen bekommen, obwohl Lean und andere harte Drogen in der Rapkultur ziemlich verherrlicht werden. Hast du auch Gegenwind bekommen?
Nein, die Reaktionen waren durchgängig positiv. Schuld sind die, die das Zeug nehmen und damit angeben, nicht der, der den Umgang damit kritisiert. Ich kenne genügend Leute, die das Zeug selbst nehmen. Ich spreche also nicht von außerhalb über dieses Problem. Und das muss man respektieren.

Haben Künstler wie du eine Verantwortung, solche Dinge anzusprechen und die Jugend positiv zu beeinflussen?
Auf jeden Fall! Und wir müssen uns dieser Position bewusst sein. Wir reden in Songs darüber, was wir wollen, und das manifestiert sich in der Realität anderer. Ganz grundsätzlich will ich, dass alle glücklich und zufrieden sind, dass niemand Drogen nehmen muss. Und ich tue meinen Teil dafür, damit es den Leuten gut geht.

»Weed ist großartig. Daran ist nichts Falsches!« Wiz Khalifa)

In deinen Songs geht es oft um Gras. Was ist mit deiner Vorbildfunktion?
Wieso? Weed ist großartig. Daran ist nichts Falsches! Es hilft jedem Menschen, sein wahres Ich zu erkennen. Sobald jemand das Alter erreicht, in dem man legal Gras rauchen darf, sollte er das machen – und dafür nicht im Gefängnis landen. Nur weil es ein Gesetz dagegen gibt, ist es noch nicht schlecht. Es gibt viel Schlimmeres als Gras! Lil Peep ist an einer Droge gestorben, die legal ist – es geht also nicht um die Rechtslage, sondern um die Art, wie man etwas nimmt. Gras kann man nicht überdosieren und daran sterben. Also ja: Ich fordere jeden auf, zu kiffen und nichts anderes zu nehmen.

Konzerte und Partys, um die Welt fliegen, jeden Tag kiffen – wie hältst du dich fit bei so einem Lifestyle?
Man muss streng darauf achten, was man seinem Körper zumutet. Und, ganz wichtig: Immer genug Wasser trinken! Die meisten Menschen wissen gar nicht, wie dehydriert sie sind – vor allem, wenn sie feiern und Alkohol trinken. Man muss eine Balance finden. Erholung ist wichtig. Viele Leute finden es cool, die ganze Nacht durchzufeiern, aber das holt dich irgendwann ein: Der Blutkreislauf funktioniert nicht mehr, das Herz muss zu viel arbeiten und am Ende kriegt man einen Infarkt oder so eine Scheiße. Auf all diese Dinge muss man achten, wenn man ein intensives Leben führt – sonst geht die Sache schief.

Dein nächstes Album »Rolling Papers 2« wurde bereits angekündigt. Hast du ein paar Infos für uns?
Das Ding wird im Frühling rauskommen. Ich freue mich sehr, dass die Leute darauf warten. Ich habe viel Zeit und Energie investiert. Auf dem Album spreche ich zum ersten Mal ausführlich über meinen Bruder und meinen Sohn. Es wird also auch sehr persönlich und zeigt, wo ich gerade in meinem Leben stehe.

Text: Vincent Lindig
Foto: Hannah Sider

Diese Kolumne erschien in JUICE #184 (hier versandkostenfrei nachbestellen).

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