HipHop ist tot. Einerseits umgebracht von zu vielen Toy-Rappern, Fake-MCs und Wanna-B-Artists, die das Vermächtnis der Kultur in den Dreck gezogen haben wie Schlammcatcher, andererseits zu Grabe getragen von zu vielen Hatern, die der Szene einen Negativstempel aufgedrückt haben wie Arzthelferinnen in einer Infektionsklinik. Doch Hilfe naht: Das Verbale Style Kollektiv ist der erfolgreiche Kulturwiederbelebungsversuch, ihr Album »Wo die wilden Kerle flowen« der vinylgewordene Defibrillator, auf dem die Crew mit elektrisierendem Sprechgesang phatte Rhymes über dicke Beats kickt und HipHop damit neues Leben einhaucht wie Rettungssanitäter. Die Wortakrobaten MC Bleistift, MC Schreibmaschine, Dr. Podwich, Streichholz MC, Masta Maik und Flowbotta terminieren als Dope-MC-Prototypen Toys wie Scopemann und rocken das Haus wie auf »Flashnizm«. Auf ihrem Debüt folgt ein tightes Stylegewitter auf das nächste als wäre VSK der Blitz Mob. Man merkt jedenfalls in jeder verdammten Zeile: Die Herzen der Jungs schlagen mit neunzig Biggedi-Beats pro Minute. Ob sie im Cypher des Titeltracks »Each one teach one«-mäßig Wisdom spreaden wie »HipHop ist keine Musik, sondern ein Lebensgefühl«, als B-Boys 4 life auf »Hey du« Props geben an die Rocksteady Crew oder auf »Tatiana« von einer enttäuschten Liebe aufgrund von Seitensprüngen mit den Moqui Marbles und Mr. Schnabel schwadronieren – die Sprechsänger von VSK bringen ihre verbalisierte Freshness stets on point, burnen wie Feuerzeuge in der »Retro«-Box und bringen Bitches zum Bouncen wie mit Sprungstelzen. Dazu kratzt DJ Ratzefummel an den Platten, während Fanta Yokai sich durch die Klassenzimmer der Alten Schule bis hin zur neuen Reimgeneration samplet. Die formvollendete Umsetzung dessen, was eine deutsche HipHop-Koryphäe mal in die Rillen gepresst hat, nämlich: »Es ist alles eine Frage von Stil/Denn ohne Stil ist alles nichts oder zumindest nicht viel.« »Wo die wilden Kerle flowen« jedenfalls ist die Definition von fett. HipHop lebt.
grim104 – Imperium // Review
»Imperium« ist eine große Reflektion über Veränderung und Vergänglichkeit aus der Perspektive einer Person, die sich selbst kaum kennt.
Kendrick Lamar – Mr. Morale & The Big Steppers // Review
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Haiyti – Mieses Leben // Review
Haiyti dropt ihr Album »Mieses Leben« als Überraschung und stellt den Rest der Szene mit ihrem Output in den Schatten.
Disarstar – Deutscher Oktober // Review
Disarstar spricht auf »Deutscher Oktober« ohne sichtbaren Hang zur Selbstverstellung. Politischer Deutschrap war selten so ehrlich und gut.