Ulysse – Patience // Review

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(Beefhaus)

»Hoffentlich geht der Plan auf/Deutscher Rap, du Drecksau/Stehe in der JUICE, doch chill im Parkhaus«. Schon auf den ersten Takten seines zweiten Vollzeit-Releases »Patience« markiert Ulysse die Eckpfeiler seines Kosmos: HipHop, Hochhaussiedlung und monetärer Hiatus. Das ist überschaubar, doch für ausgefuchste Themenvielfalt ballert man sich ja nun auch kein Straßenrap-Release rein, oder? »Patience« ist allerdings mehr als die musikalische Erweiterung der Formel: Asphalt-Lyrik + Sample-Beats, die heutige Top-Notcher wie Olexesh, Plusmacher oder Xatar vor einigen Jahren hervorbrachte. Mag man oberflächlich gerne die NYC-Neunziger als musikalischen Referenzpunkt in Sachen Beats und Flows ausmachen und damit schneller die Schublade »Boombap« geöffnet haben, als Ulysse Reimpattern in die Takte feuern kann, steht »Patience« 2019 exemplarisch für ein Selbstverständnis, das HipHop hierzulande erst zögerlich reali­sert. Das hier ist nämlich kein künstlicher Versuch der Abgrenzung zum Rap-Zeitgeist, dafür schiebt man zwischen all dem Eastcoast-Geschepper auch zwei, drei Trap-Anleihen und einmal sogar synkopierten Playlist-Sound in die Tracklist. Das hier ist Stilbewusstsein. Für Ulysse und seine Featuregäste wie Shadow030 oder Eazyono ist das musikalische Fundament eine Spielart, ein Subgenre von vielen. »Das ist der Sound für Kapuzenpullis«, schnoddert Uly mit präzise getimten Prollorgan über die finstere Orgel von »Release«, die von einem kantigem Drumbreak im Echokanal gefedert wird, auf den Prince Paul stolz gewesen wäre. Napoleon soll Patiencen im Übrigen zum Vorhersehen anstehender Schlachten gelegt haben. Der Hoodboy aus der Fächerstadt hat mit »Patience« ähnliches vollbracht, wie er auf »Träume« feststellt: »Meine Träume ernten Früchte bis dato /Ich kann es spüren, nein, ich weiß, dass ich was raushol‘.«

Text: Kilian Peters

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