Ty – Special Kind Of Fool // Review

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(BBE/!K7/Alive)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Eklektizismus. Das Wort allein verpasst dem eingefleischten Rap-Fan meist eine Instant-Schamesröte. Erinnert man sich doch mit Magengrummeln an die genreübergreifenden Gehversuche von Common auf ­“Electric Circus” oder andere bittere
Befreiungs- und Adaptionsversuche. Nun steht gerade London und seine vielseitige musikalische Landschaft wie wohl kaum eine andere Metropole für kulturellen Facettenreichtum, weshalb die allgemeine Erwartungshaltung an das vierte Soloalbum des aus ­Brixton stammenden Ty wohl ­zumindest einen kurzen Gedanken an aktuelle Trendstile wie Dubstep beinhalten dürfte. Und Eklektizismus ist auch das alles verbindende Element auf “A Special Kind Of Fool”, das sich durch die exzellente Produktion aus den Händen Tys und seines langjährigen Weggefährten Leroy Brown zieht – jedoch nicht im Sinne wilder Stilwechsel, sondern im Gegenteil einer unglaublich feinfühligen Integration von Dub, Glamrock, Broken Beat und brasilianischen Klängen, immer verbunden mit einem leicht synthetischen Hauch und einem schwer groovenden Bass. Das Prinzip HipHop in Reinform also und noch dazu in einer musikalischen Qualität, Stringenz und Wärme, die ihresgleichen sucht, sich aber auch in den Texten des ­charismatischen und versierten MCs wiederfindet. So geht es natürlich nicht um das Breittreten anstrengender Stereotypen, sondern um Leben, Schicksale, Zuneigung und Freundschaft, aber auch soziale Missstände und Kampfeswillen, also nicht um eitel Sonnenschein, sondern eine positive Lebenseinstellung. Und nicht zuletzt auch um eine bedingungslose Liebeserklärung an HipHop und Musik an sich, mit der dieses großartige Werk schließt.

 

Text: Stefan Zehentmeier

 

 

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