Cypress Hill – Rise Up // Review

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(Priority/zEMI)

Wertung: Vier Kronen

Cypress Hill werden so langsam zu den AC/DC des HipHop: Dass sie ihre musikalische Formel noch mal bahnbrechend verändern, erwartet wohl ernsthaft niemand mehr von ihnen. Zwar würde sich der alte DJ Muggs-Fan in mir durchaus nochmal eine Rückkehr zu ihren düster-vertrippten Wurzeln à la “Temples Of Boom” wünschen, doch letztlich fahren Cypress Hill mit ihrem aktuellen Stadionrock-Rap-Sound schon die konsequent richtige Linie für eine Zeit, in der Veteranen wie sie vor allem mit ihren Live-Shows und Festival-Performances punkten können. Und so ist “Rise Up” dann auch wieder eine ähnliche Melange wie ihre letzten Alben, die sie im gesunden Abstand von mehreren Jahren unter die Heads gebracht haben und die vor allem neues Material für verschwitzte Konzertabende generieren sollten. Überwiegend werden daher auf “Rise Up” auch bekannte Themenfelder wie ausufernder Cannabiskonsum (“Light It Up”, “Pass The Dutch”, “K.U.S.H.”), der eigene Straßen- und Gang-Hintergrund (“Trouble Seeker”, “Armed And Dangerous”) und selbstreflexive Lebensbetrachtungen (“Carry Me Away”, “Day ­Destroys The Night”) beackert. Auch musikalisch geht man den bewährten Weg mit B-Real als Executive Producer, dessen Geschmack in erster Linie zwischen klassischem, wenngleich breitwandigem La Coka Nostra-BoomBap und dreckigem Audio­slave-Schweinerock pendelt. Auf zwei Stücken spielt dann auch bezeichnenderweise Tom Morello die Gitarre, das Ergebnis sind zeitlose Crossover-Stücke, wie sie seit vielen Jahren auf Cypress Hill-Alben an der Tagesordnung sind, wobei besonders “Shut Em Down” mit seiner Public Enemy-Referenz ordentliche Abrisstauglichkeit beweisen dürfte. Daneben sind auch Mike Shinoda (Linkin Park) und Daron Malakian (System Of A Down) an zwei Stücken auf “Rise Up” beteiligt, wobei sie jeweils auch gemeinsam mit B-Real für die Produktion zuständig waren und den Tracks somit deutlich ihren Stempel aufgedrückt haben. Höhepunkte für die puristisch veranlagten HipHop-Heads sind das von Pete Rock gelacete “Light It Up” und die beiden von DJ Muggs und DJ Khalil in Kollaboration entstandenen Tracks “Pass The Dutch” (mit Evidence und Alchemist) sowie “Day Destroys The Night” (mit Everlast), doch auch das von Jake One überzeugend in Szene gesetzte “Armed & Dangerous” oder das von B-Real im Alleingang produzierte “Get Em Up” böllern amtlich durch die Speaker. Einzige Ausreißer aus dem kohärenten Soundbild sind “Get It Anyway” und “Armada Latina” mit Marc Anthony (!) und Pitbull, beide Tracks wurden vom 808-Spezialisten Jim Jonsin geschraubt. Leise anzumerken wäre noch, dass B-Real wie immer deutlich stärker rappt als sein technisch doch arg limitierter Kollege Sen Dog. Das war allerdings auch schon auf ihrem Debüt “Cypress Hill” von 1991 so, und damals wie heute konnte Sen immerhin mit charakteris­tischen Adlibs und jeder Menge Authentizität punkten. Abgesehen davon sind echte Ausfälle auf “Rise Up” nicht zu vermelden. Melde: alles in Ordnung im Land der Zypressenhügel. Solide Vorstellung.

 

Text: Stephan Szillus

 

 

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