The Roots – Things Fall Apart (1999) // Review

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(Universal)
Wertung: Sechs Kronen

Global gesehen driften vielleicht die Dinge, ja gar die Kontinente auseinander, Menschen werden sich zunehmend fremd. Bei The Roots verdichtet sich anno ’99 die Artform HipHop zu einer bislang ungeahnten, explosiven Mixtur (dem »Next Movement«), welche letztendlich wieder zur Unity führt. Vom ersten Drumkick ihrer brandneuen Sprengladung »Things Fall Apart« überraschen uns B.r.o.the R.?, Hub, Malik B. und Black Thought mit erhöhten »Adrenalineq-Schüben: angefangen beim ungezügelten Opener »Table Of Contents« über surrealistische Off-Beat Hypnotizer wie »The Realm« bis hin zu hymnenhaften Third-Eye-Slarnmern wie »The Spark«. Die Grundessenz des Roots-Vibes bleibt dabei unverändert wie die Rezeptur von Coca Cola; die neuen Geschmacksnuancen entstehen durch das Aufeinandertreffen von skillzbeladenen Rap-Philosophen auf ebenso versierte wie open-minded Vollblutmusiker. Lyrische Lichterschwerter aus dem nächsten Jahrtausend (»100% Dunde«), poetische Ausflüge (»Poem«), knallharte aber immer faire DJ- (»Ursula Vs. Scratch«) und Freestyle-Battles (»Diedre Vs. Dice«). Swingend-headnoddin‘ verfolgen wir die 19 nie überschliffenen Edelsteine modernsten Songwritings, voll von urbanstem HipHop-Feeling. Gewohnt clever dabei die zahlreichen musikalischen Querverweise: »Without A Doubt« brettert über »Saturday Nightq von Phillys musikalischem Ehrenbürger Schooly D. »Double Trouble« brilliert mit seiner feingesponnenen OldSchool-Reminiszenz. Obendrein mit »You Got Me« HipHop’s momentan schönsten Lovesong – inklusive Soulmasseuse/Hohepriesterin Erykah Badu und unerwartetem D’n’B-Finale. »Things Fall Apart« ist eine jener raren HipHop-Platten, die sich in ihrem Eigenverständnis als gewachsenes Kunstwerk und nicht als designtes Produkt definieren. Songs, die aus dem Herzen sprechen: »(HipHop, You Are) The Love Of My Life«. Eine genresprengende Meilenstein-Elpee, die durchaus großen kommerziellen Erfolg haben wird, aber trotzdem noch aus jeder Pore HipHop schwitzt.

Text: Chris Marhun

Diese Review erschien in JUICE #9 (März 1999). Anlässlich des 20. Jubiläums von »Things Fall Apart« ist sie nun erstmals online auf JUICE.de

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