Takeoff – The Last Rocket // Review

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(Quality Control Music/Motown Records/Capitol Records)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Fast könnte man denken, Takeoff hätte sich diesen Titel in einem Anflug von Selbstironie ausgedacht. In der öffentlichen Wahrnehmung steht der jüngste der drei Migos nämlich tatsächlich seit jeher im Schatten seiner Relatives Quavo und Offset. Dabei herrscht unter der Hand eigentlich schon lange Konsens: Kirshnik Khari Ball (what a name!) ist der talentierteste Migo. Umso schöner, dass er das mit seinem Soloalbum nun nachdrücklich untermauert. Die Eigenästhetik, die die Migos zur bedeutendsten Rap-Crew gemacht hat, drohte seit dem Überalbum »Culture« mehr und mehr zu verwässern – nicht zuletzt durch den Alleingang von Onkel Quavo, der mit aufgeblasener Gästeliste inklusive Madonna-Feature, profillosem Hit-Targeting und zu langer Lauflänge den Migos-Moment verschenkte. Weil es keinen Hehl daraus macht, dass die Paradedisziplin der drei Amigos das Weiterdenken von Trap-Sound ist, ist »The Last Rocket« das beste Migos-Release seit ihrem Magnum Opus. Weil es von einer dezenten Bescheidenheit durchzogen ist, und trotz Braggadocio-Attitüde nicht zu viel will. Und weil erstaunlich viel passiert: Takeoff wirkt in vielen Momenten fast nahbar, indem er das Narrativ der hustlenden Bando-Banditen um introspektive Facetten erweitert: »Remember that first time I stepped on the stage, I was nervous/Had butterflies in my stomach/I wanted to vomit«, heißt es beispielsweise auf dem Outro »Bruce Wayne«. Auf »None To Me« wiederum spricht er von der Bedeutungslosigkeit materieller Dinge und lässt durchsickern, wie egal ihm die Scheiße ist, solange seine Familie Essen auf dem Tisch hat. Womöglich ist es eben genau sein Standing als Nebendarsteller das ihm eine gewisse Freiheit und solche Momente ermöglicht. Neben dem coolen »Casper« und der Flex-Nummer »Insomnia« bildet die Eighties-R’n’B-Dancefloor-Nummer »Infatuation« ein Highlight, das durch die Symbiose der Hook und Takeoffs nonchalanter Delivery zu einem echten Ass mutiert. Fazit: Migos ohne Takeoff funktioniert nicht, Takeoff ohne Migos schon.

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