Spotlight: Preach // Feature

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Bei »Spotlight« stellen wir euch Künstler*innen, Labels und Projekte jeglicher Art vor, die gerade am Anfang stehen oder noch unter dem Radar des Mainstreams stattfinden. Rapperin und Sängerin Preach aus Hamburg hat ihr Debütalbum »Likör« am 25. September veröffentlicht und uns ein wenig über das Release erzählt.

Preach ist Teil des Kollektivs »One Mother«, das unter anderem die Partyreihe »Global Feminist Bad(b)ass« im Hamburger Kulturzentrum Kampnagel veranstaltet. Dort bekommt die örtliche queer-feministische Szene einen Raum, um ihre Kunst zu zeigen und einen Gegenpol zur männerdominierten Szene zu schaffen. Im Deutschrap-Kontext ist man vielleicht schonmal auf das Kollektiv gestoßen, wenn man sich Ebows Album »K4L« angehört hat, auf dem One Mother als Feature gelistet ist. Zu hören sind dabei Preach und die Rapperin Natascha P., mit denen One Mother seinen Anfang nahm, wie Preach erklärt: »Anfangs ging es um Natascha P und mich. Wir wollten Musik machen und uns dazu noch ein Netzwerk mit allen und allem aufbauen, was man dazu braucht. Das haben wir auch gemacht und die harte Arbeit hat sich gelohnt. Mittlerweile besteht die Main-Base aus vier Leuten, zu denen noch Baby Blue666 und Don Jegosah gehören. Es gibt noch zig andere, die kommen und gehen, aber trotzdem dazugehören. Dazu zählen auch die Friends hinter der Bühne und in den ersten Reihen.« Im Fokus steht weniger das gemeinsame Arbeiten an Musik, als der gegenseitige Support, sowohl neben als auch auf der Bühne. »Es ist immer schön, sein eigenes Ding machen zu können, das was man fühlt und sein will. Aber am schönsten ist es, wenn man das alles auch mit seinen Leuten teilen kann. Quasi Solo, aber nicht allein. Unser Konzept ist, dass wir auf der Bühne zusammen performen und unsere Songs feiern. Weil wir unsere eigenen Fans sind.«, meint die Hamburgerin dazu.

Ihr eigenes Ding macht Preach auf ihrem Debütalbum, dass trappy, beschwingt, nach Einflüssen von R’n’B und oft nach Partystimmung klingt. Für die Produktionen ist Darko Beats zuständig, der beispielsweise den Sound für Joey Bargelds Album »Punk Is Dead« entworfen hat. Nach klar benennbaren Genres sucht man auf »Likör« vergeblich, stattdessen wird das umgesetzt, was sich richtig anfühlt. »Ich hab einfach das gemacht, was ich cool fand und Darko hat super zu ‚Likör‘ gepasst. Die Schublade sexpositiver Rap/R’n’B läuft mir hinterher, aber so ist das. Ohne Schubladen können Menschen nicht entspannt atmen.« Klar ist, dass Preach das ausspricht, was sie denkt. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, macht deutliche Ansagen, nutzt eine explizite Wortwahl und hat die nötige Portion Selbstbewusstsein. »Eigentlich ist nichts in meiner Musik kalkuliert, außer vielleicht, dass es alles Hits sind. Wäre lustig, wenn sich irgendwer von meiner Musik provozieren lässt und auch ein bisschen traurig für diese Person. Ich kann mir vorstellen, dass manche Songs Schockmomente auslösen, aber nur weil man zur Abwechslung mal versteht, worum es geht, ändert das nichts daran, dass es gute Musik ist.«

Preachs Musik ist empowernd, meist ohne direkt politisch zu werden. Das ändert sich auf dem letzten Track des Albums »Was Ist Jetzt«, den es schon länger auf YouTube und SoundCloud zu hören gibt und der in einer neuen Fassung auf dem Album gelandet ist. »Früher wurd‘ ich noch gehänselt. Für meine Lippen, für meine Nase, für meinen Arsch. […] Für meine Haare und meine Farbe.“, singt Preach dort und beschreibt den Wandel von rassistischer Diskriminierung zu kultureller Aneignung. »Heute willst du dunkler sein, deine Haare magst du auch nicht mehr so wie sie fall’n. Kein Bock mehr auf flach, hilfst ein bisschen nach. Das ist jetzt.« Der Abschluss von »Likör« macht viele der Dinge deutlich, die sonst nur im Subtext mitschwingen und bekommt so einen Ausnahmestatus. »’Was Ist Jetzt‘ ist mit drauf, weil es ’n Killa Song und leider immer noch aktuell ist.« Word!

Foto: Don Jegosah

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