(Baba City/Chapter One/Universal Music)
Die Welt befindet sich in der Krise und auch das Märkische Viertel bleibt von den Folgen der Covid-19-Pandemie nicht verschont. Wo Krisen aber ohnehin an der Tagesordnung stehen, lässt man sich von Veränderungen nicht allzu schnell aus der Ruhe bringen. Während Shadow030 also auf Instagram dazu aufruft, ältere Mitmenschen beim Einkauf zu unterstützen, gelingt es ihm, mit »Supersize« eine zusätzliche Single inklusive Maxwell-Feature einzutüten, um die Wartezeit auf das Album zu überbrücken. Diese verlängerte sich um einige Wochen aufgrund von Lieferengpässen der Boxinhalte. Umso mehr gilt es auf »Rrraaahhh!« nun wieder, sich mit besagten Krisen des prä-coronalen Viertelalltags zu beschäftigen. Wie dieser aussieht, macht bereits der Blick auf die Trackliste deutlich: »Volles Magazin«, »Mehr Money«, »Berlin City Beton«. Ziel bei der teilweise illegalen Gewinnerwirtschaftung ist mehrfach betonter Weise nie die Prahlerei mit Luxusgegenständen im Internet, sondern die Ernährung der Familie, der bloße Überlebenskampf. Besonders auf »Crime« gelingt es dem Nordberliner, das Kernthema unverblümt mit Zeilen wie »Verdammt, verpiss‘ dich mit deinem Prada, ich muss Kohle verdien’« auf den Punkt zu bringen. Auf der Strecke bleibt neben politischer Korrektheit (»Fick’ deine Bitch auf dem Behindertenparkplatz«) auf Albumlänge leider ein wenig die Abwechslung. Dank Shadows brachialem Flow, in Kombination mit den düsteren Klängen der altbewährten Beatlieferanten Hijackers entsteht im Großen und Ganzen aber ein ergreifend düsteres und vor allem authentisches Gesamtbild: »Das ist was ich täglich hier seh’/ Willkommen in der Realität.« Lediglich die klassische Racks-To-Riches-Erzählung »Mousse Au Chocolat« mit Playlist-tauglichem Pop-Refrain von Joshi Mizu wirkt ein wenig deplaziert. Trotz unvermeidbarer Straßenaktivitäten verweist der Protagonist gegen Ende des Albums in seiner Vorbildfunktion dann aber noch einmal in aller Förmlichkeit auf die aktuellen Regelungen der Gesundheitsministerien: »Wenn du Pisser mit mir reden willst, Regel Nummer 1: Nicht anfassen und Abstand.« Jens Spahn würde das sicher gefallen.