Roc Marciano – RR 2: The Bitter Dose // Review

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(Marci Enterprises)

Wertung: Fünf Kronen

Ein Jahr nach Teil eins veröffentlicht Roc Marciano »Rosebudd’s Revenge 2« und überrascht nicht. Aber befriedigt, Lord, befriedigt das. Selbst, wenn dieser konsequent durchgezogene N.Y.-Shit etwas ist, das man eigentlich schon oft genug gehört haben sollte – oft genug fühlen kann man das halt einfach nicht. Das ist natürlich T-T-T-Timberland-Music, Polo-­Mucke, Anlass zum Windbreaker. Wer hier nichts fühlt, hat Rap nie geliebt! Das Klavier gespielt von Satans phlegmatischem Sohn, die Betonbeißer-Drums, die Soul-Samples, die Reimketten, die belegten Stimmbänder: kennt man so. Es liegt einem ständig brennend auf der Zunge, wo man den Song schon mal genauso gehört hat. Wahrscheinlich bei Marci selbst, bei irgendeinem Clan-Member, bei Ka. Jedenfalls war’s immer toll. Schön, all diese vergessenen Songs jetzt auf einem Haufen hier zu haben. Zeitloses Material. Könnte von damals stammen, kann man auch heute noch so machen. Beziehungsweise: kann Marci heute noch so machen. Weil er sich über die Schulen stellt. Entgegen dem, was man seinem Klang nach vermuten könnte, findet »RR2« nicht im viel bewinselten Lil Xan vs. Pac, Alle vs. Yachty, Oldschool vs. Mumble-Rap-Kontinuum statt, sondern gibt sich, wie sich der Schlauere nun mal geben sollte, erhaben. Nachgiebig? Nee, das braucht im Rap nun wirklich keiner. Auch Marci heftet hier seine War Reports ab und nennt Feinde Badezimmer. Aber er macht das sorglos. So wie einer klingt, der die eine Hand an Mamas Keksen und die andere an der Glock hat, um diese zu verteidigen. Humor gegen die True School, immanente Verbissenheit. Das Album hat Momente, in denen Marci mit der Rap-Moderne kokettiert, um direkt danach wieder seinen muffigen Stiefel ­durchzuziehen. Dadurch entsteht eine Komik, die jeden Angestaubheitsvorwurf an sich selbst würgen lässt. Deswegen muss Roc Marciano keine Gigs mit DJ Stylewarz in einem Stuttgarter Black Music-Schuppen geben. Deswegen ist »Rosebudd’s Revenge 2« nicht aus der Zeit gefallen, sondern auf sie drauf gesprungen.

Text: Philipp Kunze

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