Ghostface Killah – Apollo Kids

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Dass der Wu am besten fährt, wenn er dem sprichwörtlichen Schuster gleich bei seinen Leisten bleibt, bewies zuletzt Raekwon: Die eine ganze HipHop-Epoche zu spät erschienene Fortsetzung seiner legendären lila Kubanerkassette befriedigte nämlich nicht nur die Retro-Gelüste von ein paar versprengten Hängenbleibern, sondern stellte eindrücklich klar, dass auch Rap von und für Menschen ein paar Semester prä Klingelton-Generation musikalisch und kommerziell relevant sein kann. Und auch wenn »Apollo Kids« von Kollege Ghostface zumindest in puncto visueller Aufmachung ein wenig nach High School und stressfarbener Hipsterscheiße riecht, bleibt auch er bei seinen Wallabee-Leisten: Die Beats, u.a. von Jake One, Pete Rock, Scram Jones und Frank Dukes aus alten Rillen gekratzt, suppen vor Vintage-Soul, Blockparty-Breaks und Golden-Era-Feeling geradezu über und erschaffen damit genau die Atmosphäre, die vor 15 Jahren die Big-Apple-Fantasien von HipHop-Heads weltweit entscheidend geprägt hat:

Wenn etwa Ghostface an der Seite von Roots-MC Black Thought über Blaxpoitation-Sounds die Anfänge der ganzen und eigenen Geschichte rekapituliert und dabei so assoziationsüberbeladene Vokabeln wie »Bambaataa« oder »Rustoleum« durch die Nostalgiewolke fliegen lässt, geht der ein oder andere alte Sack bestimmt vor Rührung in die morschen Knie. Wobei dies der einzige kalkulierte Moment der Vergangenheitsverklärung auf der Platte ist, denn den Großteil der handlichen 40 Minuten verwendet Ghost auf seine gewohnt finsteren wie absurden Crimestory-Vorträge, die auch eineinhalb Jahrzehnte nach »Ironman« nichts von ihrer Intensität eingebüßt haben – daneben kann auch ein einschlägig bekannter Spezialist wie Jim Jones mal ein bisschen alt aussehen. Was aber keinesfalls bedeutet, dass es eine schlechte Idee wäre, generationenübergreifend aus dem Glock-Kästchen zu plaudern: The Game passt in diesem Sinne nämlich richtig gut auf einen Track mit Ghost. Er und Busta Rhymes auf einem schnellen B-Boy-Break stellt sich als ebenso formidable Idee heraus, und dass mit GZA, Killah Priest, Cappadonna, Raekwon, U-God und Method Man auch noch eine ordentliche Portion Wuniversum mit von der Partie ist, macht die Sachen umso runder. Schönes Ding.

Def Jam/ Universal

Marc Leopoldseder

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