Snoop Dogg – Doggumentary // Review

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Doggumentary

 

(Capitol/Universal)

Wertung: Vier Kronen

War also tatsächlich noch ein Wortspiel über für Album Nummer mindestensdreizuviel. Was genau aber gibt es noch zu doggumentieren im Leben des bald 40-jährigen Calvin Broadus? Kushkonsum natürlich, Handfeuerwaffen, das Klima, »hoes with double D’s in line to juggle deez«, und alles andere, was auch vor zwei, zwölf und hundertfünfzig Jahren schon wichtig war in Long Beach, Kalifornien. Die Glaubwürdigkeitsfrage ist dabei ungefähr so spannend wie ein Abend mit Neek The Exotic oder die Feststellung, dass Snoop als Rapper ein ganzes Album zu tragen nur leidlich imstande ist. Auch das oft bemühte Bild von der Stimme als Instrument trifft hier eher nicht: und wenn, dann spielte Snoop es nicht besonders virtuos. Viel eher funktioniert das nasale Gehausmause des ewigen Bilderbuch-Gs als atmosphärische Wunderwaffe, als Chillbefehl mit Nachdruck. Allererste Wortmeldung und die Stimmung ist gesetzt: Saft in den Gin, Sonnenbrille auf, Augenlider runter. Die dazugehörigen Beats sind noch üppiger und verspielter ausgefallen als üblich; topmotiviert nutzen ausgewiesene Könner wie Fredwreck, Battlecat oder Scoop DeVille die gesamte Klaviatur des Fönk. Aber auch die vergleichsweise geraden HipHop-Klopper von Jake One, Mr. Porter oder DJ Khalil versprühen den Geist einer vollgepackten Muckerbude. Die Gästeliste erstreckt sich entsprechend von regionalen Altvorderen wie Too $hort und E-40 über die Junghunde Pilot und Wiz Khalifa bis hin zum unvermeidlichen Bootsy Collins, der hier ausnahmsweise mal nicht auf den Sack geht, sondern frei nach Schnauze nölen, jauchzen und tirilieren darf. In diesen Momenten ist Snoop ganz bei sich: wenn er nichts sagen, nichts tun muss, sondern einfach nur Snoop sein und sein Charisma fließen lassen kann. Gegen Ende gibt’s dann noch einen seltsamen Digidub mit den Gorillaz, eine ganz und gar famose Country-Nummer mit Willie Nelson, das verballerte Autotune-Geschoss »Wet« und einen Durchschnitts-Kanye mit verzerrten Gitarren und John Legend. Das hat was von Bonustracks, aber auch so ist nun mal die Monstermetropole El Lay. Ein bisschen unübersichtlich. Manchmal ­unerträglich zäh. Aber durch und durch liebenswert.

 

Text: Davide Bortot

 

 

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