Beats für Travis $cott, Kanye West, A$AP Rocky u.v.m.: Wer ist eigentlich Pi’erre Bourne? // Feature

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»Mustard on the beat, ho«, »If young Metro don’t trust you« … Und als nächstes? Ziemlich sicher »Yo Pi’erre, you wanna come out here?« Längst ist klar: Will er, ist er eigentlich schon längst. Pi’erre Bourne ist out here. Er ist das nächste große Produzenten-Ding.

Der Gameboy, Gameboy Color. Ein buntes Gerät, Kultgegenstand der Popkultur, nur zwei Knöpfe und ein Steuerkreuz. Warum Nintendos Handheld hier ganz am Anfang steht? Weil er eine Inspiration von Pi’erre Bourne ist. Neben J.Dilla, Kanye West, Shawty Red und Zaytoven. Weil Pi’erre Bourne immer schon gerne gedaddelt hat – und weil seine Beats so klingen wie die Beats eines Gaming-Sozialisierten, wie Spiele auf dem Gameboy: einfach, aber mit unglaublichem Suchtfaktor.

Der größte und wichtigste ist bis zu diesem Zeitpunkt das Instrumental zu einem der größten Rap-Hits des vergangenen Jahres, Playboi Cartis »Magnolia«. Ein Subbass, der fast behaupten zu scheint, »Hyphy ain’t dead«. Ein Synth-Pad. Aber vor allem diese andere Art von Rhythmus, das ungewöhnliche Tempo, und diese subtile, künstliche Flötenline, die dem Ganzen seinen Nintendo-Charakter verleiht. Wuselig schlingert sie durch den Hintergrund. Sie macht einen wahnsinnig. Man kriegt sie den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf, man träumt nachts von ihr, verliebt sich für immer in sie. Wie das eben auch mit den Melodien bei Mario und Zelda war.

Das zweite wichtige Gerät für Pi’erre Bourne ist ein Computer, der Computer seines Onkels: ein Dell. Der 1993 in Kansas geborene Pi’erre muss damals so um die elf Jahre alt gewesen sein. Sein Onkel hatte sich Fruity Loops 4 runtergeladen, ging arbeiten oder so und Pi’erre hing in dessen Wohnung rum, man kann es sich vorstellen. Eines Tages kam der Onkel zurück und fand Pi’erre vor dem PC wieder, vor einem Beat, den er nur anhand der eigenen Stimme gebaut hatte. Der Onkel schenkte Pi’erre daraufhin »dead ass« (Zitat Pi’erre) den ganzen PC.

Die nächsten entscheidenden Stationen waren das Haus von Pi’erres Oma in South Jamaica Queens, Atlanta, und ein Studio, in dem Pi’erre wohnte – beziehungsweise der Tag, an dem er aufhörte, das zu tun. Pi’erre zog in seiner Kindheit viel um. In Kansas kam er zur Welt, lebte in North und South Carolina, aber seine Heimat bleibt immer New York. Auf den Treppenstufen vor der Wohnung seiner Oma bekam er das Ende von HipHops goldener Ära mit, drinnen googelte er Jahre später, welchen Effekt T-Pain für seine Songs verwendete. In der Wohnung seiner Oma lud er sich Autotune runter.

»zum studieren ging er nach atlanta. es folgt ein praktikum bei t.i.s hustle gang.«

Zum Studieren ging er nach Atlanta, am dortigen SAE Institute lernte er Tontechnik. Es folgte ein Praktikum (!) bei T.Is Hustle Gang und schließlich die Arbeit als Tontechniker für Epic Records. Ein Jahr arbeitete er für das Label und wohnte in dieser Zeit im Studio – und zwar wortwörtlich. Nach einem Jahr wurde es ihm zu blöd, er ­kündigte, ohne Alternativplan. Zwei Stunden hatte er Panik. Dann rief Metro Boomin an, ob P’ierre nicht rumkommen wolle, Musik machen.

 

Seitdem hat Pi’erre Bourne drei Tapes (Nummer 4 soll im Februar folgen) seiner Serie »The Life Of Pi’erre« aufgenommen (er sing-rappt auch selber), Playboi Carti zum Shooting Star gemacht, es stehen Projekte mit seinem Homeboy Young Nudy an, sowie mit dessen berühmterem Cousin 21 Savage. Auch mit Lil Yachty, Lil Uzi Vert, Metro Boomin und The Weeknd sind Kollabos geplant. Pause machen zwecklos. Im Menü läuft dieselbe beglückend nervtötende Musik weiter.

Text: Philipp Kunze
Foto: Garrett Bruce

Dieses Feature erschien erstmals in JUICE #185. Back Issues können im Shop versandkostenfrei nachbestellt werden.

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