Olexesh – Rolexesh // Review

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(385 Ideal / Urban / Universal Music)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Über mangelnden Output kann sich ein Olexesh-Fan wahrlich nicht beschweren: Alben kommen im Jahrestakt, dazwischen mal eben ein 36 Tracks starkes Mixtape und auch »Rolexesh« gibt es in einer Version mit elf Bonustracks. Raps schreibt OL im Schlaf, neigt aber mitunter dazu, sich inhaltlich zu wiederholen. Dabei scheinen die Albumtitel durchaus eine Entwicklung zu erzählen: Erst kam er an, dann meisterte er sein Handwerk, dann blickte er zurück und nun ist er auch noch tätowiert, reich und sexy. Im Intro stellt er sich die passende Frage: »Jetzt bist du ein Mann. Alle erwarten was von dir. Kannst du damit umgehen?« Und wie er das kann. Eine bunte Produzentengarde webt den Klangteppich für einen Langspieler, der im Sinne des Titels den Lifestyle zelebriert und von Straßen erzählt, deren Herr und nicht mehr Sklave er ist. Vorbei die Zeiten, als olexesh sein Geschirr mangels Wasserhahn im Bad waschen musste. Heute läuft nicht nur das Wasser und das Ersparte fließt nicht nur in den Automaten, sondern auch in den Goldschmuck. Im Herzen ist er aber ein Bodenständiger, und so zeichnen die Welt des Ukrainers auch wie gewohnt die Woddi-Flaschen am Corner, der vielfarbige Haze-Rauch und der gelegentliche Ausflug ins Striplokal. Letzter strauchelt in »Fake Love« leider über ein paar fragwürdige Zeilen, die der tanzenden Dame Gefühlskälte und eine schwere Kindheit andichten müssen, um sie ins binäre Frauenbild einzuordnen. Musikalisch ist »Rolexesh« noch reicher. Möchte man zum Titeltrack noch mit den Händen in den Taschen den Wackeldackel mimen, ist »Mob« schon Bass-Musik für den Club und »Frisch aus dem Block« kombiniert 808s mit Synthie-Streichern, die nach einem Straßenrap-Update der Zweitausender klingen. OLs nie angreifbare Technik klingt verspielter, weniger mathematisch als noch auf »Masta« und wechselt sich kaum merklich mit eingängigem Singsang ab. Die Cratez, die seit Bausa offensichtlich auf dem Großraumdiscofilm sind, spenden »Geld spielt keine Rolex« dann auch noch eine Pop-Produktion, die Calvin Harris gefallen würde, Feature-Partner Nimo perfekt in die Karten spielt und mit einem interessanten Moment kurzer Selbstbeobachtung endet: »Was hat nur Geld aus mir gemacht?« Unter anderem einen Kranichsteiner Bratan, der gerade das beste Album seiner Karriere produziert hat.

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