Musa – Berliner Negritude // Review

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(Urban Tree Music)

Wertung: Vier KronenZwei Jahre nachdem die Black Superman Gang mit Megaloh, Ghanaian Stallion und Musa der afrodeutschen Community Empowerment-Hymnen geschrieben und Rassisten einen musikalischen Pflock in ihr Herz gerammt haben, versucht sich Musa mit »Berliner Negritude« am ersten Soloalbum. Der Berliner Rapper lässt dafür die ihm bekannten Welten der B-Stadt und der Zeit in Sierra Leone aufeinanderprallen, ohne dass sie sich auffressen oder nur Raum für Frust lassen. Ganz im Gegenteil zelebriert das Album angenehme Harmonien und lichterhellte Beats (natürlich von Ghanaian Stallion), um Missstände, Korruption und Teilung zu kritisieren, aber im Tenor offen und warm zu bleiben. Das Kunststück, das Musa schafft, sind Songs wie »Asoziale Solidarität«. Zeilen wie »Über 50.000 Tote, der Raubbau hört nicht auf hier« könnten gar nicht mehr schmerzen und Reime wie »Hypokriten, Psychospielchen« schneiden wie Messer ins Fleisch und trotzdem schimmert da irgendwo Hoffnung durch. Die druckvolle Stimme von Musa erzählt von überfüllten Lagern, in denen »Kein Trost« mehr sein kann und trotz­dem bricht er immer wieder aus den Rissen und Kanten dieser so wichtigen Geschichten, die die Realität schreibt. Hat BSMG die Tür für das schwarze Bewusstsein der deutschen Rap-Community aufgetreten, macht Musa es unmöglich, sie jemals wieder zu schließen. Songs wie »Alles was ich hab« haben die Hitze, »Dribble« ist mindestens auf der Suche nach einem Hitrefrain, auch wenn er ihn noch nicht endgültig findet, und »Splitter« ist tanzbar gewordenes schlechtes Gewissen – wie auch immer das geht. Megaloh hat sich und Musa bei »Platz an der Sonne« mal mit Cam’ron und Juelz Santana auf »Come Home With Me« verglichen und gemeint, dass der Newcomer dort das eigentliche Highlight war. Wenn man sich Musas Debüt anhört, kann man diesen Gedanken nachvollziehen. Denn er schultert ein ganzes Album vollkommen unangestrengt.

Text: Arne Lehrke

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