Masta Ace – The Falling Season // Review

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Masta Ace

(hhv.de)

Wertung: Dreieinhalb Kronen

Ein weit verbreiteter Trugschluss der heutigen Zeit: viel gleich gut. Dieser Umstand lässt sich aus unserer konsumorien­tierten und im Überfluss schwelgenden westlichen Gesellschaft erklären – falsch bleibt diese Gleichsetzung dennoch. Auch Masta Ace scheint diesem Irrglauben aufgesessen zu sein. Warum sonst wohl zählt sein neuer Langspieler – ein Konzept­album über seine Highschool-Zeit – gleich 24 Anspielstationen? Okay, acht davon sind mal wieder Skits. Aber erstens: Wer braucht eigentlich Skits? Und zweitens: Bleiben immer noch 16 Stücke, von denen mindestens eine Handvoll verzichtbar wäre – auch wenn wir alle wissen: So eine Schulzeit kann sich ziehen. Das tut auch »Coronation«, auf dem Ace die Zeremonie seiner Graduierung noch mal durchkaut und die nervige Hook aus dem schnöden Aufzählen von Absolventennamen besteht. Schon beim zweiten Durchlauf wünscht man sich, alle hätten ihr Examen verkackt. Ebenfalls unnötig ist Ace’ naiv-kitschige Ode an seine Highschool-Flamme »Juanita Estefan« – trotz gut gemeinter Referenz an die von ATCQ berappte Apfelarsch-Schönheit. Aber so schlimm, wie sich die Review bisher liest, ist Ace’ elftes Studioalbum nicht. Klar, das Rad erfindet der 50-Jährige nicht neu. Aber er bleibt sich treu und kriegt seine Highschool History auf den ordentlichen Boombap-Brettern von KIC Beats durchaus nachvollziehbar aufgearbei­tet. Anspieltipps: Das drückende »Young Black Intelligent«, auf dem Ace von seinem Freshman Year auf der Sheepshead Bay High School erzählt, und das musikalisch nicht nur bravourös umwuchtet wird von den On-Point-Bläsern des Hypnotic Brass Ensembles, sondern auch von einer kraftvollen Spoken-Word-Abschlusssequenz von Chuck D. Genauso wie das bereits bekannte »Me & AG«, auf dem Ace mit good ol’ D.I.T.C.-Member A. G. über eine düstere Bumm­tschack-Rutsche schliddert. Oder die überzeugende Ohrwurm-Kollabo mit Swag-Prinzessin Nikky Bourbon auf »Mr. Bus Driver«. Fazit: Das Abschlusszeugnis wird ­Masta Ace mit Freude überreicht. Für ein Streber­stipendium reicht’s aber nicht.

1 Kommentar

  1. Also ich muss sagen, ihre Rezension macht mich schon etwas traurig. Das Album erzählt eine Geschichte, wenn sie keine Lust haben sich da hineinziehen zu lassen, dann ist es möglicherweise einfach nicht ihr Geschmack. Argumente wie „wer brauch schon Skits“ zeugen von so einer Überheblichkeit und Arroganz das ist echt unglaublich! Auch schon mal soviel Liebe ins Detail über eine 20jährige Karriere gemacht. Ace scheißt auf die Strömung und macht sein Ding und das überaus eigenständig! Man spürt seine Liebe zum Rap. Ich finde ihr Beitrag lässt sehr massiv an Wertschätzung fehlen und bedient sich einer verhohlenen Rhetorik (Streberstipendium, naiv-kitschige Ode usw.) das einem Hören und Sehen vergeht. Learn to give respect!!! …Stipendium leider abgelehnt.

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