Kontra K – Labyrinth // Review

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Kontra K

(Four Music / Sony Music)

Wertung: Vier Kronen

Es gibt immer einen, der noch härter an sich arbeitet. Kontra K ist dieser Typ, die korrekt tickende Schweizer (lies: Berliner) Uhr. Er macht Musik über die ihm wichtigen Werte: Freundschaft, Loyalität, Leistung, Disziplin, Reflexion. Fehler werden auf kurz oder lang eingesehen, mitunter bereut und dann aus dem System gekickt, um nach vorne zu schauen, weiterzumachen. Das Credo: Ackern wie eine Maschine – und zwar ganz oder lass es! Überwinden des inneren Schweinehunds bis hin zum Optimum. Körper und Geist sind designt, um den letzten Funken Leistung abzurufen. Call it Selbstoptimierungswahn – oder Authentizität bis auf die Knochen. Unterscheiden muss man da nur in Bezug auf die Musik. Und die muss sich nicht konstant steigern, sondern ein stimmiges Ge­samtkonstrukt ergeben. Das schafft Kontra trotz schwerer Kost mit Leichtigkeit. Wie auf dem letzten Album reihen sich Indierock-­Anleihen an Untergrundbanger. Die unbrechbare Ode an alte Freundschaften »Wie könnt ich« ist Leit­single und ein Highlight zugleich. Übertroffen wird dies nur noch durch das drum’n’bassige »Jetzt erst Recht«, das sogar als EDM-Kracher bestens ­funktioniert und den zu »An deiner Seite« gedrehten Blockbuster der Filmaka­demie Baden-Württemberg mehr verdient hätte. Hochmotivierende Zeilen wirken dann am effektivsten, wenn sie wie in »Ikarus« mit euphorischen Synthies kombiniert werden. Während Schattenseiten mit ihrer Härte und atemraubenden Ekligkeit fein seziert werden, verbeißen sich die Texte ab und an allerdings in Verkopftheiten. Nostalgie und Vergangenheitsbewältigung sind Dachpfetten. Bedauern und Wehmut hängen oft in der Luft, werden jedoch durch fortwährend frische Soundgestaltung kompensiert. Was die Platte ausmacht, ist die angenehme Distanz, die man zu ihr wahrt, anstatt klebrig umsülzt zu werden. Kontra K hat seine für sich stehende Sparte längst gefunden. Auf der fünften LP erfindet er das innere Zahnrad nun nicht neu. Stattdessen befindet er sich auf der Warte mit einer Palette an Werkzeugen für die Zukunft. Motto: Machen ist die beste Medizin.

Text: Robin Thießen

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