Maeckes – †il† // Review

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maeckes-tilt

(Vertigo / Universal)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Selbstzweifel sind eine mögliche Antwort, will man die Musik von Markus Winter inhaltlich auf eine treffende Charakteristik runterbrechen. Nur eine winzige Komponente, die die Komplexi­tät des Künstlers Maeckes ausmacht. Aber auf der Suche nach einer Zusammenfassung dieses ambivalenten Werks, in dem neben Schenkel­klopfer-Rap mit Plan B das todtraurige Album »Kunst über Vernunft« mit der eigenen Ex steht, ringt man nach Worten, um das Chamäleon Maeckes treffend zu beschreiben. Wobei festzuhalten wäre: Ohne Mitmusiker Tristan Brusch, der »†il†« mit Maeckes zusammen geschrieben und eingespielt hat und auch selbst zum Mikrofon greift, wäre die Platte nicht so emotional monumental geworden – obwohl die ersten Songs zwar gewohnt zynisch, aber musikalisch überraschend positiv klingen. Omnipräsente Gitarrenklänge treffen auf analoge Drums. Fast wähnt man sich in Sicherheit und kann hinter den Wolken schon etwas blauen Himmel sehen. »Gettin’ Jiggy With It« ist die perfekte Kombination aus Pessimismus und dem Willen, den ständigen Mist für die versteckte Schönheit zu überstehen. Man arrangiert sich damit und macht Kunst draus: Maeckes’ Lieblingsdisziplin. Doch immer wieder machen sich die Selbstzweifel bemerkbar, die unaufhörlich aus den hellen Augen des Stuttgarters rausschreien. Ein Glück, dass Maeckes für seine Dämonen immer neue Worte findet, als wären in seinem Kopf von der Antithese bis zur Ellipse alle wortakrobatischen Verrenkungen wie selbstverständlich enthalten. Natürlich funktioniert so etwas nur mit dem Aufbrechen der HipHop-Doktrinen. Etwa im intimen »Urlaubsfotograf« über seinen Vater, dessen rockiges Grundgerüst fast ohne Beat auskommt. Spätestens wenn Kabarettist Josef Hader dann auch noch als einziges Feature (nur sprechend) auftritt und einen ganzen Song zerschießt, ist das kein Rap mehr. Und das ist gut so, denn gerade deshalb ist »†il†« ein Album geworden, das in HipHop-Deutschland so niemand anders hätte schaffen können. Zumindest auf musikalischer Ebene sind die Selbstzweifel vollkommen unberechtigt.

Text: Arne Lehrke

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