LOC – AMG (prod. Penacho) // JUICE Premiere

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079 – wem bei diesem PLZ-Kürzel nicht sofort assoziativ ein Rap-Bezug in den Kopf schießt, dem sei es verziehen. Denn das Ziffer-Trio steht für eine Region, die auf der HipHop-Landkarte bis dato kaum in Erscheinung getreten ist: Freiburg im Breisgau. Die 225.000-Einwohner-Stadt nahe der Schweizer Grenze gilt im allgemeinen Narrativ als alternative Öko-Enklave und liberale Hippie-Hochburg. Und ja, größtenteils ist die Schwarzwald-Metropole auch ein Ort von hoher Lebensqualität, fernab von Großstadt-Dramen und zwielichtigen Hood-Geschichten. Das große Aber findet man im Freiburger Westen. Wer durch die Viertel Haslach und Weingarten zieht, findet die Street-Stories, die man sonst nur aus 069 oder 030 kennt.

Der 19-jährige LOC enstammt genau diesem sozialen Brennpunkt und klingt genau deswegen auch so, wie er klingt: versierter Ticker-Talk, bellende Ansagen und authentische Straßenattitüde. So ein bisschen erinnert er mit seiner Performance an den frühen Luciano, bei dem die Kapuze noch tief saß, der Luciano vor dem Major-Move. Auch LOCs Biographie weist Parallelen zu der des klassischen Straßenrappers auf: Haft in der JVA Freiburg, erste Texte in der Zelle, Musik als Therapie nach der Haft. Die No-Budget-Handyvideos, die er nach seiner Freilassung ins Netz stellt, wecken das Interesse anderer Rapper, so auch das des Bonners Sugar MMFK, der mit »Trikot von Paris« Anfang des Jahres einen astreinen Straßenhit landete und erst kürzlich mit »ALLÔ ALLÔ« Nachschub lieferte. Aus LOC wurde so L.O.C MMFK, der junge Mann aus Freiburg schloss sich der Bantu Nation an. Sein Talent erkannt hat unter anderem auch das Alles-Oder-Nix-Camp um Baba Xatar, Ende 2017 sah man LOC auf dem AON-Rookie-Kanal PUSH! seine ersten Songs releasen. Die Zusammenarbeit war allerdings von kurzer Dauer, entschieden, aber nicht im Streit, trennte sich LOC nach einem Jahr von der MMFK-Crew.

Doch auch also Solo-Artist weiß er zu überzeugen: Zwar bedient sich die heutige JUICE Premiere »AMG« dem Standardrepertoire eines Straßenrap-Videos: Parkhauskulisse, Drohnenflüge und Crew-Geflexe. Erfrischend aber ist, dass der Freiburger nicht auf Hochglanz-Optik setzt, sondern – bewusst oder unbewusst – die rohe Ästhetik, die sich im Soundbild spiegelt, für sich sprechen lässt. So steht am Ende eine drückende Street-Tale, die zwar kurzweilig, aber umso einprägsamer ist.

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