Little Simz – GREY Area // Review

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(Age 101)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Little Simz ist und bleibt Boss. Spätestens seit ihrem Album »A Curious Tale Of Trial + Persons« aus dem Jahr 2015 war klar, dass sie in die erste Reihe von Rap gehört. Ihr regelmäßiger Output war stets auf hohem Level. Immer hielt sie dabei eine beeindruckende Balance zwischen vernichtenden Punchlines und schonungslos offener Selbstreflexion. Die brutale Skepsis, mit der Simz Fame betrachtet, prägte auch ihr letztes Album »Stillness In Wonderland« von 2016. Es wirkt beinahe ironisch, dass das Album einen weiteren Schritt in Richtung Stardom war. Eindrücke aus dieser Übergangsphase zwischen Aufmerksamkeitsschub und dem Gefühl von Verlassenheit flossen in die Tunes für ihr neues Album. Nicht nur mit dem Titel »GREY Area« stellt die 25-Jährige klar, dass die Welt nicht schwarz-weiß ist. Vielleicht ist der Titel geprägt von Brexit, Trump und Heimatministerium; als Beleg dafür, dass die Realität nicht so einfach ist, wie sie sich manche wünschen. Die Tracks auf dem Album handeln von Einsamkeit und Druck, den Simz als DIY- Musikerin gespürt hat. Auf der anderen Seite zeigt die Rapperin das Gegenteil, demonstriert mit Aggressivi­tät, Leichtigkeit und Skills Überlegenheit und Selbstbewusstsein. Immer wieder hält sie auch Gesellschaft und Politik den Spiegel vor, äußert sich gegen Waffengewalt, Rassismus und Sexismus. Sie geht die Themen an, indem sie in ihre Bars Situationen einfließen lässt, die auch andere gut kennen. Simz’ Delivery ist ausgefeilt und variabel, sie findet treffende Worte, um ihre eigenen Erfahrungen für andere zugänglich zu machen. Die Instrumentals bilden diese unterschiedlichen Stimmungen ab und haben trotzdem einen überzeugend konsistenten Sound. Druckvolle, knarzige Basslinien und rumpelnde Breakbeats entwickeln mal raue Energie, mal lockere Disco-Sounds-Räume, in denen sich Streicher entfalten können, ohne aufgesetzt zu wirken. Lyrics und Instrumentals fügen sich zu einem ganzen Bild, das »GREY Area« zu einem vorläufigen Höhepunkt in ihrem Release-Katalog macht. »Unapologetically I be bossin’/It getting better with age.« Word!

Text: Philipp Weichenrieder

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