Lil Yachty – Lil Boat II // Review

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Wertung: Zweieinhalb Kronen(Quality Control / Motown Records / Universal Music)

Wie erfrischend war es doch, als 2015 ein gewisser Lil Yachty auf dem Rap-Radar aufploppte und uns mit grenzdebilem Dauer­grinsen irgendwas von Booten erzählte. So richtig sicher war man sich nie, ob hinter dem Typen mit den roten Perlenzöpfchen eine Persiflage seiner selbst steckte oder ob es Yachty hier und da vielleicht sogar ernsthaft an grauen Zellen mangelte. Fest steht: Irgendwie hat Lil Boat es geschafft, mit 19 seine erste Million zu machen, während Joe Budden seine Rap-Rente mit Rants gegen die neue Generation bei »Everyday Struggle« zusammenkratzte. Yachty war der Heilsbringer einer Gegenbewegung zum Kopfnickertum, die auf dem kompletten Ausverkauf der eigenen Persona fußte. Es hätte alles so schön sein können, die Sache mit der guten Laune, dem Bubblegum-Trap und Turn-up. Tatsächlich hatte Lil Yachty als lustiger Charakter eine kurze Halbwertszeit, die schon beim Debütalbum »Teenage Emotions« erreicht schien. Es war dann doch ein Katy-Perry-Feature zu viel, und auch die Nummer mit Calvin Harris hat kein Mensch gebraucht. »Broccoli« und »iSpy« liefen in jeder Dorfdisse hoch und runter und Yachty hat schlicht und ergreifend seinen Reiz verloren. Mittlerweile hat man sich so sehr an den Anblick des ATLien gewöhnt, dass auch seine Musik nur noch gewöhnlich ist. Obwohl Yachty von der ­Labelheimat Quality Control eigentlich mal wieder mehr in Richtung seiner großen Brüder Migos gerückt werden sollte: mehr Trap, weniger Flötenstimmung. Während andere Trap-Alben es allerdings schaffen, trotz Überlänge auf ein gesundes Maß an Qualität zu kommen, dümpelt »Lil Boat II« nur orientierungslos vor sich hin. Das führt dazu, dass es auf gerademal drei bis vier nennenswerte Anspielpunkte kommt, während die restlichen Tracks im Sumpf der Belanglosigkeit untergehen – zudem es meist die Features sind, die Yachtys Arsch vorm Ertrinken retten. So kommt mit »Baby Daddy« am Ende – mit a little help von Offset und Lil Pump – dann immerhin eine astreine Trapnummer zustande. Und auch der alte Dudel-Yachty klingt auf »She Ready« oder »66« durch. Allerdings reicht das anno 2018 längst nicht mehr, um der Messias der neuen Generation Rap zu sein.

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