Lil Wayne – Dedication 6 // Review

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(Young Money Entertainment)

Wie schon der fünfte Teil der Mixtape-Reihe 2013 löst auch »Dedication 6« vor allem ein Gefühl aus: Nostalgie. Man erinnert sich gern zurück, wie großartig Lil Wayne mit »Dedication 2« und dem mindestens ebenbürtigen »Da Drought 3« das Mixtape als Kunstform wiederbelebte. »If I asked you how many times you’ve listened to ‘D2’/Could you tell me?«, bellt deshalb auch DJ Drama im Opener dem Hörer entgegen. Doch der Weezy von heute ist nicht mehr der vor schrägen Ideen und Reimen übersprudelnde Lil Wayne von damals, und auch das grundsätzliche Konzept der Reihe wirkt zwölf Jahre nach diesem Highlight etwas verstaubt. Seit die Grenzen zwischen Album, Mixtape (und auch Playlist) immer stärker verwischen, reicht es nicht mehr, auf einem Release einfach über die Instrumentals ­aktueller Hits zu rappen. Trotzdem ergibt sich daraus auf »Dedication 6« ein gewisser Reiz, weil Mr. Carter einer ganz anderen Rap-Generation entstammt als Lil Uzi Vert, Post Malone und 6lack, deren Songs er neu-interpretiert, sich auf den zweiten Blick aber doch Gemeinsamkeiten offenbaren. Nachdem Lil Wayne 2004 mit seinen kathartischen »10.000 Bars« sein Reimbuch leergerappt hatte, ließ er vor allem auf der »Dedication«-Reihe seinen ungefilterten und sprunghaften Gedanken freien Lauf – ein Ansatz, den viele junge Rapper heute verinnerlicht haben. Natürlich führte dies immer wieder zu von Hustensaft und Gras vernebeltem Geplapper, aber ebenso zu überraschenden Assoziationsketten sowie absurden Vergleichen und Punchlines. Das gilt auch für »Dedication 6« mit Zeilen wie »Bullet showers lead to bloodbaths« oder »You never been in jail, I ­never been in a Corolla/Then I roll a blunt about as thick as a Samoan«. Allerdings werden diese inspirierten Momente seltener. Wenn er auf dem »DNA.«-Beat Kendricks aufgewühlten, mit überschlagender Stimme vorgetragenen Flow nachahmt, zeigt dies das Hauptproblem von »Dedication 6«. Lil Wayne vereinnahmt die Instrumentals nicht mehr, macht sie nicht zu seinen eigenen Hits.

Text: Daniel Welsch

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