Lil Nas X – 7 // Review

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(Columbia Records)

Die Welt bestaunt seit 17 Wochen das unverkennbare Grinsen eines Gucci-tragenden Cowboys vom Gipfel der Billboard-Charts. Schulabbrecher Montero Lamar Hill aka Lil Nas X hat allen Grund zum Grinsen, seit er aus einem 30 Dollar teuren Nine-Inch-Nails-Sample-Beat vom Rücken seines Pferdes einen Welthit landete. Seine EP »7« ent­täuscht jedoch all jene, die von einem zu »Old Town Road« passenden Country-Trap-Tape ausgegangen sind. Der Song »Bring U Down« mischt Rock- und HipHop-Elemente und erinnert stark an Kid Cudis und Dot Da Genius‘ Rap- und Rock-Ausflüge. Letzterer trägt durch seine Produktion auf dem Song »Panini« zu einem zeitaktuellen Trap-Song der ­Post-»Astroworld«-Ära bei. In Zusammenarbeit mit Travis Barker und Ryan Tedder (One Republic) zeigt Lil Nas X seine größte Stärke auf dem Pop-Song »F9mily (You & Me)«: eingängige Hooks singen. »Rodeo« bleibt schlussendlich der einzige Song, der den erwarteten Country-Trap nuancenhaft aufgreift und mit einem stimmigen Feature Cardi B in Szene setzt. »7« unterstreicht die bereits in »Old Town Road« angelegte Ablehnung eines gäng­igen musikindustriellen Geradeausdenkens. Eine Starbesetzung von Produzenten gibt der EP einen breit aufgestellten Sound aus Rock, Trap, Country, Pop, Streichersequenzen und Saxofonklängen. Die Songs der EP entziehen sich hierbei jeder Form der konzeptionellen Zusammengehörigkeit – und genau das ist das Problem. Die auf »Panini« gesungene Hook »Just say to me what you want from me« artikuliert das Gefühl, das nach dem Hören der EP bleibt. Denn wer etwas über den Jungen aus Atlanta erfahren wollte, der weiß nach »7« so viel wie zuvor. Auf seinem ersten Album kann er nachholen, was an dieser Stelle liegen gelassen wurde – eine Antwort darauf zu geben, wer er ist und was seine Musik ausmacht.

Text: Lukas Hildebrand

 

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