Vor ziemlich genau 14 Jahren übernahm Jonathan Mortimer Smith aka Lil Jon die Weltherrschaft im Rap. Der damals aktuelle Hype Crunk, das einstige Lokalphänomen aus Atlanta, stieg in der Gestalt dieses goldbehangenen Marktschreiers mit Bling-Bling-Zahnputzbecher quasi über Nacht zum Mainstream-Trend auf, besetzte wochenlang die internationalen Single-Charts mit u.a. Ushers Superhit »Yeah« und machte ATL, aber auch die komplette US-amerikanische Südstaaten-Region endgültig zum dominierenden Impulsgeber für die weltweite HipHop-Kultur.
Schon damals schieden sich die Geister an diesem Prototyp aller Turn-Up-Sounds, bis selbst Realkeeper-Ikone NAS anerkennen musste, dass die Fusion aus brummigen Plastik-808s und repitetiven Billo-Synths ein Teil von HipHop sind. Klingt skurill, war aber so, Kinners. Ohne Lil Jon gäbe es keine Migos und auch keinen Lil Pump, denn der ehemalige So-So-Def-A&R, Radiomoderator und DJ wurde nicht durch seine herausragenden Rap-Skills berühmt, sondern durch sein unnachahmliches Gespür für Party-Anthems und absurde Adlibs. Ein Meme-Rapper bevor es Memes gab – wer’s nicht glaubt, einfach mal »Yeah! What? Okay!« googlen.
»Yeah! What? Okay!«
So schließt sich auf Lil Jons aktueller Comeback-Single »Alive« durch Features heutiger Top-Dogs wie Offset und 2 Chainz ein Kreis, der vor rund 20 Jahren mit dem Aufkommen von Cash Money Records seinen Anfang nahm und am Ende das ergab, was deine Fruity-Loops-Freunde heute Trap nennen. Wie sagte Arthur Conan Doyle einst? Everything comes in circles.
Übrigens: in der Titelgeschichte mit Lil Jon in JUICE-Ausgabe #70 sagt Smith zur Kritik, dass alle seine Songs gleich klängen: »Das stimmt schon. Vielleicht verändere ich hier und da mal die Snare, aber grundlegend verwende ich auf meinen Songs immer die gleichen Sounds.« Man merke: Wieso etwas ändern, wenn es dope ist?