Lazy Lizzard Gang – Willkommen im Dschungel // Review

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(facebook.com/lazylizzards)

Ganz behutsam, damit’s nicht nach Midlife-Cloud-Krise riecht, aber tagesaktueller deutscher Rap ist immer häufiger Teil eines brachial selbstreferenziellen Kosmos aus Meta-Twitter-Lingo und Insider­witzen, an dem man schnell den Spaß verlieren kann, wenn man zu lang den Second Screen aus den Augen lässt. Dann sagt man fatalerweise »bim« statt »bims«, ist damit total vorletzte Woche und weimt sich mit Prödelschen Haikus in den Schlaf. Muss aber nicht so belastend sein, denn es ist, äh, time for some Echsen. Die nebulöse Lazy Lizzard Gang entführt Cloud­rap mit einem Trick zurück in die Allgemeingültigkeit, der schon für Freund Marsi Wunder wirkte. Die faulen Lizzards erfüllen all die formalen Kriterien von verschwommenen Beats bis Auto-Tune-Exzess, erzählen aber ganz unmittelbare Geschichten aus Perspektive der Kleinen, Coolen und vermeintlich Übervorteilten. Konkret bedeutet das: Swaggy Schuppenkriechtiere mit Namen wie OG Kush Salamanda und Ol’ Dirty Waran berichten, wie sie im Dschungel abhängen, Früchte und Ganja naschen, leben und lieben. Dank der stimmigen Mischung aus Humor, Hooks und Asad-John-Beats, dicht wie unberührter Amazonas-Urwald, gelingt der Gang sogar das Kunststück, nicht nach zweieinhalb Tracks in der grünen Novelty-Hölle zu versacken – »Willkommen im Dschungel« ­steigert sich vielmehr zum Mini-Ökothriller und zur willkommenen Erinnerung daran, dass Rap über alles sprechen kann. Auch über Pfeilgiftfrösche und die Abholzung des Regenwalds. PS: Wo ist jetzt meine Mango?

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