Lance Butters – Angst // Review

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(Four Music)

Wertung: Viereinhalb Kronen
Wenn man sich durch die bisherige Diskografie von Lance Butters hört, stellt man sich unweigerlich die Frage, ob es jemals einen Künstler gab, der die deutsche Rap-Szene mehr gehasst hat als er. Von der »selfish«-EP über sein Debütalbum »Blaow« bis zu »Die Welle« mit dem ähnlich von Businessmoves abgefuckten Ahzumjot inszenierte er sich als Figur, die neben der hiesigen Szene steht und verächtlich draufguckt oder -spuckt. Für sein Album »Angst« lag dementsprechend die Vermutung nah, dass wieder mal Abgefucktheit über das Game auf Platte gepresst wird. Doch ein, zwei Tracks später zei­chnet sich ein anderes Bild ab. Aus dem Bitches fickenden HipHop-Hater von einst wird eine vielschichtige Figur, die mehr kann, als die richtigen Beats picken und mit arroganter Stimme sein Missgefallen ausdrüc­ken. Lance Butters‘ Blick schweift immer wieder weg vom Game, auf sein Leben und vor allem in den Spiegel. Was er dort erblickt, beschreibt er in kurzen Perioden, bevor er dann wieder mit einem dünnen Nervenkostüm auf die Szene blickt. Alles scheiße, alles Dreck. Provokant und herablassend ist er immer noch, wenn er rappt: »Du hattest gerade mal zwei gute Jahre wie Eminem.« Aber »Angst« lebt vor allem von den unerwarteten Einschüben über Geldmängel, angedeutete Depressionen und auch seine Familie. Die Beats, die früher darauf ausgelegt waren, zerstörerische Nagelbretter zu sein, die mit Bass Fressen zertrümmern, nehmen sich jetzt zurück und streunen verschwörerisch um den düsteren Protagonisten (»Keller«). Es ist längst nicht mehr nur die Rap-Szene mit ihrer heuchlerischen Art und ihren Banalitäten, die ihn umtreibt, viel mehr entwickelt sich Lance Butters zu einem pointierten Misanthropen, der in die verstaubten Spuren des frühen JAW oder Hollywood Hank tritt und Hass ins Jetzt bringt (»So Schön«). Damit bricht er nicht nur mit der Erwartung, sondern bricht auch aus der Eindimensionalität aus und entwickelt sich zu einem interessanteren Künstler. So frustrierend die Themen auf »Angst« sein mögen, musikalisch ist es ironischerweise ein Grund zum Jubeln.

Text: Arne Lehrke

6 Kommentare

  1. > Album ist musikalisch zum Jubeln, Lance entwickelt sich zu einem interessanten Artist und entwickelt sich und seine Inhalte weiter zu einem Charakter mit Tiefe. Keine Negativpunkte.

    Versteh nicht, wieso das Album die Höchstwertung nicht rechtfertigt, wenn tatsächlich nur positives gesagt wird und eine Entwicklung beim Künstler zu erkennen ist. Kein Wort über die Ahzumjot-Beats. Geil.

  2. Ich kann mich YungLitSwag nur anschließen. Was spricht bei den ausschließlich positiven Bemerkungen denn gegen eine Höchstwertung? Maximal ungerechtfertigt.

  3. War damals Riesenfan von der „BLAOW“-Platte. Gut gealtert ist sie nicht. Die aktuelle könnte ein Meilenstein werden, wie perfekt Alan die Beats auf Lance zugeschnitten hat, ist eine wahre Freude. Textlich unglaublich dicht und stark. Anwärter für Album des Jahres.

    5/6

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