Kopieren wird teuer: Wie Urheberrechtsverletzungen im HipHop geklärt wurden // Liste

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Gegenseitige Bezugnahme ist ein wichtiger Teil der HipHop-Kultur, der genauso aktuell wie streitbar bleibt. Erst in diesem Sommer hat der Europäische Gerichtshof ein Grundsatzurteil gefällt, das den erlaubten Rahmen von Sampling abgesteckt hat. In manchen Fällen stehen aber nicht nur einzelne Fetzen von Songs zur Debatte, sondern ganze Ideen. Das führt auch im HipHop zu skurrilen Fällen.

Three 6 Mafia vs Travis Scott

Im aktuellsten Fall hat Three 6 Mafia-Mitbegründer DJ Paul starke Ähnlichkeiten zwischen deren ikonischem Track »Tear Da Club Up« und dem Travis Scott-Song »No Bystanders« gehört und eine Klage über zwanzig Millionen Dollar eingereicht. Im ersten Moment mögen die Triple-Flows aus dem Memphis-Sumpf wenig mit dem Autotune-Gesäusel aus der Astroworld zu tun haben, aber spätestens in der Hook wird die Sache eindeutig: Da wird aus »Tear Da Club Up« bei Three 6 ein »Fuck Da Club Up« bei Travis. Eine Ähnlichkeit in Lyrics und Sound, die bei Travis‘ Auftritt bei den diesjährigen Grammys noch deutlicher wurde, als er direkt »Tear Da Club Up« rappte. DJ Paul nahm es trotzdem locker und sagte im Interview mit dem Rolling Stone, dass er Travis Scott keinen Klau vorwerfe, sondern die Labels lediglich den Papierkram vergessen hätten. Die Höhe der Zahlung ist nicht bekannt, aber DJ Paul anscheinend so zufrieden, dass er sich in der Zukunft auch Kollaborationen mit Travis Scott vorstellen kann.


Flame vs Katy Perry

Weniger einvernehmlich löste sich Katy Perrys Rechtsstreit auf, an deren Ende eine Strafe von 2,78 Millionen Dollar für sie und ihr Label standen. Der Rapper Flame hatte sie verklagt, weil er starke Ähnlichkeiten im Melodieverlauf seines christlichen Songs »Joyful Noise« von 2008 und Katy Perrys Song »Dark Horse« festgestellt hat. Einen ähnlichen Sound haben beide Tracks definitiv, obwohl Katy Perry behauptet hatte, den Rapsong nicht zu kennen. Das Gericht entschied trotzdem, dass der Song von Flames eine gewisse Bekanntheit gehabt habe und ihr Argument deshalb nicht zähle. Ob berücksichtigt wurde, dass sich Flame in seiner Rolle als Gospel-Künstler durch die antichristlichen Symbole im Katy-Perry-Video zur Single verletzt gefühlt hat, ist nicht überliefert. Klar ist aber, dass sich der Prozess über mehrere Jahre zog und die Nutzung von simplen Melodien in Popsongs weiter ein streitbares Thema bleibt – Urteil hin oder her.


Eminem vs The National Party

Einen absoluten Überhit zu haben, wird dann zum Problem, wenn ihn auch Akteure aus dem rechten Spektrum für ihre Zwecke nutzen wollen. Die rechtsgerichtete »New Zealand National Party« strahlte in ihrem Wahlkampf 2014 einen Spot aus, bei dem die Frage nach einer Ähnlichkeit nicht lange zu debattieren war. Die Gitarren und der Melodieverlauf sind klar von Eminems Track »Lose Yourself“ übernommen, was auch das Gericht so sah, das sich den Originalsong dafür hochkonzentriert und in voller Länge anhörte.

Obwohl der Richter befand, dass der Song ein echtes »Kronjuwel« in der Diskographie des Rappers sei, kostete die Ripoff-Version die rechte Partei nur knapp 500.000 US-Dollar, womit sie noch glimpflich davonkam. Der Fall erinnert an die Kampagne von Donald Trump, bei der zwar keine Songs kopiert, sie aber ohne Genehmigung der Künstler*innen gespielt wurden. Dagegen wehrten sich zum Beispiel Stars wie Adele, Rihanna und Pharrell Williams.

Dendemann vs MC Smook

Löwen-Rapper MC Smook hat gezeigt, wie man es richtig macht: »Die Welt gehört den frechen/ hab mir diesen Beat genommen/ geklaut, for free genomm‘/ ist halt grad mein Lieblingssong/ Sorry«. Ne Klage von Dendemann gab es trotzdem nicht. Ehre!

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