»I’m on a pursuit of awesomeness. Excellence is the bare minimum.« Das herkömmliche Mittelmaß oder ein einfaches »sehr gut« reicht für Herrn West selbstredend nicht aus. So erwartet er im Falle eines vorzeitigen Abtretens auch nicht nur die einfachen Ringküsser und Ja-Sager aus seinem Freundeskreis, er sieht die Gästeliste eher im Stile eines G-8-Gipfels. Die großen Herrscher der Welt sollen sich auf der Totenfeier einfinden und darüber diskutieren, wie Yeezy ihnen den nötigen Impuls, den entscheidenden Funken zum rechtschaffenden Handeln in die gutmütigen Herzen gezaubert hat. Natürlich ist Kanyes tägliches Atmen und Aufstehen jetzt nicht unbedingt existentiell für das Weiterdrehen der Erdkugel, aber sein Leben und seine Taten seien überaus notwendig und folgenschwer. In etwa so wie der schöpferische Einfall der Glühbirne. Thomas Edison und Heinrich Göbel wollten schließlich auch keine Kriege beenden. Normal.
Und so sehen wir imposante Konzertbilder und hören die bescheidenen O-Töne. Währenddessen dürfen wir Raekwon dabei beobachten, wie er um 21 Uhr, kurz nach dem Aufwachen, ein KFC Family-Bucket Popcorn-Bucket in der Hand hält, als sei es eine kleine Packung M&Ms und Kanye viel Glück für die Show wünscht. Virgil Abloh schwelgt in Erinnerungen an die gute alte Zeit, als er und Yeezy noch »Dreams about gettin’ paid« hatten, Jay-Z freut sich über den geglückten Barber-Besuch eines jungen Fans, Angie Martinez fotografiert ihn und dann geht’s auch schon weiter. Gerüchten zu Folge, soll es pro Woche bis zu fünf derartige Videos auf Kanyes neuer Plattform »VoyR« geben. Worüber mag Herr West wohl nächstes Mal sinnieren? Vielleicht, dass es keinen großen Unterschied zwischen einer geglückten Operation an einem offen Herzen und einer perfekt abgemischten 808 Kick-Drum in einem aus Orgel- und Traktorgeräuschen bestehenden Song gibt? Man weiß es nicht. Man freut sich aber.
(nn)