Kanye Wests letzte 24 Stunden vor dem Release von »T.L.O.P.«

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Kanye-Glastonbury

Wann waren wir das letzte Mal so hautnah an der Entstehung eines der vermutlich wichtigsten Alben des Jahres beteiligt, um schließlich doch völlig mit unseren Vorstellungen und Wünschen allein gelassen zu werden? Anstatt einer Nicht-Promo wie zum Release des sechsten Studioalbums »Yeezus«, gab uns Kanye West diesmal sukzessive kleine Hinweise. So sind wir Zeuge des selbst ernannten besten Albums aller Zeiten, das tatsächlich aber keine Superlative erfüllen soll, nur lediglich versprechen wird. Die öffentliche Verwerfungen der Titel des kommenden Tonträgers symbolisieren das Konzept, kein Konzept zu haben. So erklärt sich das Vor und Zurück der kurzlebigen Renaissance der G.O.O.D-Friday-Reihe, die keine war.

Erinnern wir uns jedoch noch mal zurück an den Start der Vermystifzierung von Kanye: nach nur wenigen Wochen der Gerüchte um ein neues Album, sickern im Frühling 2013 wenige Hardfacts zu »Yeezus« durch. West stilisiert seine Vormachtstellung in der Upper-Class des HipHops zur Göttlichkeit herauf. Je weiter sich die Vorzeichen zum Album verdichten, desto weniger tatsächliche Information werden an die Öffentlichkeit getragen. Erst kurz vor Veröffentlichung nimmt Kanye die Vocals auf und lässt Rick Rubin über Nacht eilige Änderungen vornehmen. Auch drei Jahre später lässt er für den Nachfolger durchblicken, wie akribisch noch an den letzten Songs gearbeitet wird, obwohl sich bereits alle für den großen Abend herausputzen.


 

West will sich nicht in die Karten sehen lassen. Schließlich können so keine Songs ungewollt geleakt werden. Ähnliches scheint nun erneut zu gelten. Mit der bewussten Umwälzung der Konzepte zeigt er einmal mehr: »Ich kann Teile des Albums vorab veröffentlichen, das bedeutet aber nicht, dass ihr wisst, wie das Album wird.« Ob und welcher Konzeptualität das kommende Album folgt, zeigt sich am heutigen Abend, dem 11. Februar. Dann wird »The Life Of Pablo« in Gänze uraufgeführt und in hunderte Kinos der Welt übertragen.


 

Alles dreht sich wieder fleißig um das Mastermind. Der Madison Square Garden ist ausgebucht. Doch was wirklich passieren soll, das befindet sich in diesen Sekunden noch in der Entstehungsphase. Nach diversen Sortierungen, Streichungen und Neuanfängen soll die finale Reihenfolge der Songs nun stehen. Zehn Songs an der Zahl sollen dem selbstauferlegten Hype standhalten. Eine angenehme, pointierte Anzahl Songs, die dem vermutlichen Bombast seine vollständige Aufmerksamkeit zu teil werden lässt. Jeder einzelne Track soll gleichermaßen für sich stehen können, als auch zum Gesamtkunstwerk beitragen. Erneut teilt West die Songliste via Twitter.


 

Doch das Mammut-Event erfährt erst seine volle Gänze durch die Nebenprojekte, die West mit der Öffentlichkeit teilen wird. So geht die mittlerweile dritte Kollektion seiner Modelinie an den Start. Diverse Schnappschüsse von neuen Sneakerdesigns und Klamottenentwürfen erreichen seinen Twitter-Account. Das Fitting sei in vollem Gange. Wenigstens etwas scheint fast abgeschlossen.

Neben Kleidung, die kaum einer tragen wird, präsentiert Yeezy jedoch auch noch eine neue Ausgabe des Printmagazins »Zine« in der Nacht vor dem großen Spektakel. Die Fotografien sollen neben reichlich Nacktheit vor allem Teile der zweiten Kollektion zeigen. A$AP Rocky fotografierte dafür einige der Models. Bereits für »Season 1« der avantgarden Mode ließ West ein Magazin anfertigen. Anzunehmen ist, dass auch für den kommenden Abend Fotografien für eine Magazinausgabe gemacht werden.


 

Was bisher bleibt, ist ein stetes Vor und Zurück aus unmittelbarer Teilhabe am Entstehungsprozess und völliger Geheimhaltung. Das ewige Hin und Her findet darin den enormen Reiz an der Kampagne Kanye. Wir sind Zeugen eines großen Augenblicks, von dem wir denken, dabei zu sein.

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