Kanye West & Jay Z Review #15

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Watch-The-Throne-6

 

Da wir »Watch The Throne« in unserer neuen Ausgabe #138 aufgrund schlechten Timings nicht berücksichtigen konnten, unterziehen wir die 16 Tracks der »Deluxe Edition« einer täglichen Track-by-Track-Rezension. Wir verzichten dabei bewusst auf die Nennung inoffizieller Links zu den jeweiligen Songs. »Watch The Throne« ist bei iTunes ganz einfach zu erstehen oder eben in den Weiten des Internets anderweitig zu finden. Hier die Review zum dritten Track der »Deluxe Edition«: »Primetime«.

 

Gerade noch standen wir mit Kanye West, Jay-Z und ihrem zum Cabriolet umgerüsteten Maybach auf irgendeinem Clubparkplatz in der Pampa. Wodka (natürlich Ciroc) Red Bull-Mische in der Hand, aus der Bassbox wummerte »H.A.M.«. Das Leben ist schön.

 

Mit »Primetime« ändert sich diese Szenerie auf einen Schlag. Denn was der »Godfather of Chicago hip hop« No I.D hier fabriziert hat, klingt schlichtweg nach komplett anderer Seite der Fahnenstange. Er zerhackt den Drumloop eines klassischen Disco-Funktunes aus den frühen 80ern (»Action« von Orange Krush) und legt einen simplen Pianoloop darüber, die Hook bekommt noch einen Vocalcut spendiert. Fertig. Dass es diesen Track auf dieser Platte gibt, ist einerseits logisch, aber andererseits auch wiederum fast schon absurd. Denn während bei allen anderen Songs mehrere Co-Produzenten dafür sorgen, dass jeder Beat zu einem »Best of all Worlds« wird, ist »Primetime« das Werk nur eines Knöpfchendrehers und damit nicht mehr und nicht weniger als ein klassischer Raptrack oder schlichtweg der Beweis, dass man mit einfachsten Mitteln viel Atmosphäre erzeugen kann.

 

Vor allem für (ältere) Jay-Z-Fans ist dieses Stück eine Offenbarung. Denn nach »D.O.A. (Death of Auto-Tune)« sorgt Dion Wilson abermals für die perfekte Grundlage auf der vor allem der Jiggamann mit (lyrischen) Zahlenspielen überzeugt. »My fifteen minutes of fame is stretched beyond« dürfte dabei noch am einfachsten zu Entschlüsseln sein. Was folgt sind Vergleiche und Referenzen zu Michael Jordan (»Still wearing my 23s, they can’t fuck with the boy/ Far as them 16s, I’m 23 of it all«), schnellen Autos (»Primetime, riding that 6 deuce/ 
That 911, I only subtract the roof«) sowie Knarren (»I carry the 4-5«) und Klassikern der amerikanischen Philosophie: »Master 48 laws (“The 48 Laws of Power« von Robert Greene and Joost Elffers). Yeezy geht die Sache zwar wesentlich eindeutiger an, aber wenn er feststellt »I never live in fear, I’m too out of my mind«, blitzt da eine ironische Selbsteinschätzung durch, die der Platte auch an anderer Stelle gut getan hätte.

 

»Primetime« leitet somit das furiose WTT-(Bonus-)Finale ein und vor allem für Anhänger des klassischen HipHop-Sounds (von mir aus auch die Keep-It-Real-Fraktion) dürfte hiermit die Grundlage für jegliche (fundierte) Kritik an dieser Platte genommen sein. Die einzige Frage, die bleibt: Warum ist so ein guter Track nur ein Bonus?

 

On to the next one.

 

Text: Julian Gupta

 

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