Jim Jones – Capo // Review

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Jim-Jones-Capo-Cover

(eOne/ Groove Attack)

Wertung: Drei Kronen

Der Kollege Florian Siepert schrieb in JUICE 9/2004, dass Jim Jones »selbst vom neutralsten Standpunkt aus gesehen unfassbar schlecht« rappt. Daran hat sich in den vergangenen sechseinhalb Jahren durchaus ein bisschen was geändert. Jimmy stolpert nicht mehr ganz so unbeholfen zwischen dem Takt herum und hat sich auch in Sachen öffentlicher Präsenz vom schmandigen Vollzeitkiffer hin zum smarten Geschäftsmann mit leichtem Drogenproblem gewandelt. Dazu also schon mal Gratulation. Leider zeugten die ersten Leaks von »Capo« davon, dass man es bei dem mittlerweile fünften Soloalbum von Jimmy mit etwas anstrengenderem Material irgendwo zwischen grenzwertigem Chartgeboller und kredibil-langweiligem Straßengeslange zu tun haben könnte. Natürlich stammen die Adlibs hier wieder aus dem tiefsten Absurdistan, natürlich wird die Featureliste wieder mit einem Haufen ominöser Nachwuchsnöler oder talentfreien Schmierestehern vollgequetscht. Und natürlich hat Jimmy auch die Hood wieder on lock.

 

Bis auf einmal ein autogetuneter Vollhorst seinen Pain ins Mikrofon nörgelt und dieses abartig schlimme »Perfect Day« beginnt – hier trifft Katy Perry im Easyjet auf die Black Eyed Peas, David Guetta und Taio Cruz. Gott, ist das grausam! Aber es naht Rettung: »Let Me Fly« mit Rell ist wieder so ein Tune, der Straßenstaub atmet und gleichzeitig Soul bis Oberkante Unterlippe sportet. Dazu der bluesige Bariton von Jimmy, der schon »Pray IV Reign« über so einige Preset-Durststrecken gerettet hat. Zu oft wird das alles aber durch verweichlichte Produktionsansätze von Chink Santana verwässert, der leider Gottes wieder mal die Schirmherrschaft für das Ganze übernommen und unnötigerweise auch gleich auch noch Ashanti auf einen Song gezerrt hat. »Capo« fehlt es an Konzept, Stringenz und klarer Linie – wohl aber nicht an Ecken und Kanten. Die New York Times hat es treffend als ein sehr »chaotisches« Album bezeichnet. Ob man das nun sympathisch verdreht oder einfach nur misslungen finden soll, weiß man am Ende nicht wirklich. Irgendwas dazwischen wird die Wahrheit sein.



Text: Jan Wehn

 

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