K.I.Z. – Urlaub fürs Gehirn // Review

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K.I.Z

(Universal)

Wertung: Fünf Kronen

Immer nie was Neues bei K.I.Z.! Auch auf dem mittlerweile dritten Major-Album bleibt man der bewährten und äußerst erfolgreichen Formel treu: Straßenrap mit Humor, gekreuzt mit Titanic-Satire in HipHop-Form auf der musikgewordenen Tochter von Kanye West und H.P. Baxxter. Tarek, Maxim, Nico und DJ Craft bleiben HipHop und halten sich ans erste DJ Premier-Gebot: »If it ain’t broke, don’t fix it.« Genau wie auf den Vorgängern gehen Selbstironie, brutalste Gesellschaftskritik und unterhaltsamster Fäkal-Humor mit HipHop-Dogmen und Ballermann-Attitüde Hand in Hand. Gegensätze ziehen sich eben an und K.I.Z. rasten halt aus. Alles beim Alten, alles super. Die vier beten dreimal am Tag zu Kool Savas, »wie das jeder HipHopper sollte«, haben die Ghettos in Deutschland nach wie vor erfunden und sind dabei natürlich radiotauglich, »du Hurensohn!« Musikalisch heißt das: Bomb Squad-Wahnsinn aus der Zukunft, Frank Farian mit Swag, Party Chaos am revolutionären 1. Mai, T-Pain mit Talkbox und Hyper Hyper Dub.

 

Tatsächlich zeichnet sich aber auch ab, dass diese Stagnation auf höchstem Niveau in Zukunft zu einem Ende kommen könnte. Die Solotracks der drei rappenden Protagonisten bewegen sich jeweils am äußeren Ende des roten Fadens. Maxims »Abteilungsleiter der Liebe« liefert melodiösen B-Boy-Funk für die Betriebsgymnastik von Hypo Real Estate. Nico sitzt als »Der durch die Scheibeboxxxer« an der Theke und wird bei Schweinegitarren und Berlinerisch zum »An der Theker«. Und mit dem Cover-Song »Fleisch« übertrifft Tarek auf klaustrophobem Piano, monotonem Bummtschack und durch Mark und Bein gehenden Lyrics sogar Brotha Lynch Hungs Original. Drei Solo-Tracks – drei Richtungen, in die sich K.I.Z. bewegen könnten. Sie werden sich beim nächsten Wurf vielleicht entscheiden müssen. Für das Hier und Jetzt liefert »Urlaub fürs Gehirn« aber alles für eine Großtat zwischen genialem Ohrwurm und klinischem Nerventod. K.I.Z. kennen eben den schmalen Grat zwischen G-Funk-Piepsen und Tinnitus. Das ist Rap von solchen, die Rap verstanden haben – spontan, eigenständig, massentauglich und scheiße gut.



Text: Alex Engelen

 

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