»Ich habe mir das fassungslos angeguckt« – Casper Vs. The JUICE Exclusives // Feature

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Fard, Snaga & Pillath, Manuellsen & Grossmaul – Der Neue Pott (prod. Shuko) (2009)

Krank! Alle Parts! Einfach ohne Hook durchgerappt – kompletter Wahnsinn. Das ist Mucke, die mir immer noch Spaß macht. Ich werde auch niemals vergessen, wie wir in Bielefeld zum ersten Mal »Snaga fickt Deutschland« gehört haben. Das haben wir von da an nur noch gehört und konnten einfach nicht fassen, wie krass gut alles daran war. Wie jeder andere Raphörer aus Deutschland auch waren wir von da an riesige Fans vom »neuen Pott« und allen, die dazugehört haben. Snaga & Pillath natürlich allen voran. Die haben so schnell und so krass übernommen, richtig den Markt geflutet und trotzdem immer dieses Swagger- und Punchlinelevel gehalten. Wenn ich mit meinen Jungs mal richtig ein paar Tage Urlaub mit alle Mann mache, dann pumpen wir die Tapes und Alben aus der Zeit auch, rappen mit und lachen uns über die Punchlines kaputt. Ein Sound, der mich richtig zurückkatapultiert in die Zeit. 

Casper – Sie wissen es (prod. Dexter) (2013)

https://www.youtube.com/watch?v=xp6xEc0SWGs

Krass, hatte ich echt nicht mehr auf dem Schirm. Markus Ganter und ich hatten ge-rade angefangen, an »Hinterland« zu arbeiten, als der Song entstanden ist. Ich hatte Dexter auch nach ein paar Beats gefragt, einer davon war der hier. Weil ich gerade keinen Bock auf tiefschürfende Folk-Musik und großes Songwriting mit 140 Spuren hatte, habe ich einfach das hier geschrieben und wirklich direkt im Sitzen aufgenommen. Wenn man genau hinhört, dann merkt man auch, dass ich ein bisschen seltsam rede und lispel, weil ich zu der Zeit eine feste Zahnspange drinhatte. (lacht) 

Ein ganzes Album von dir in dem Style wird ja auch immer noch regelmäßig von den Fans gefordert.

Das Ding ist halt: Sobald ich das ernsthaft angehe, wird es verkopft – und das will ich nicht. Es ist doch schön, dass das ein Treppenwitz ist, der sich so durchzieht. Aber ich muss noch mal betonen: Ich liebe das, so Rap-Tracks machen. Und solche Dinger wie den hier habe ich früher viel öfter gemacht als jetzt. Auf den EPs waren ja Songs wie »In der Luft« oder »Kreis«. Das will ich auf jeden Fall wieder öfter machen. Ich höre aktuell wieder richtig viel Boom Bap, und Funkvater Frank hat mir zum Beispiel gerade auch einen heftigen Beat geschickt.

Haftbefehl – Wer bist du? (prod. Bjet) (2013)

Den Song habe ich wirklich noch nie gehört! Aber: Wurde von meinem Bro Bjet produziert. Shoutout Bjet! (hört zu) Haftbefehl ist einfach der G.O.A.T. – der hat vor allem etwas, was kaum ein Deutschrapper hat: Wenn der den Raum betritt, dann ist auch wirklich Haftbefehl im Raum. Der sieht aus wie ein Superstar, bewegt sich wie ein Superstar und benimmt sich wie ein Superstar – nicht wie so ein Deutscher, lieb und pünktlich, sondern wie einer, der absolut keinen Fick gibt. Da kann ein Promotermin um 14 Uhr anstehen, er kommt einfach, wann er will, wie es ihm grad passt. Der läuft nicht auf mitteleuropäische Zeit, sondern auf Haftbefehl-Zeit! Ich finde das so faszinierend, weil mir das überhaupt nicht liegt. Aber weil er genau so ist, macht er auch die Musik, für die man ihn liebt. Ich bin so großer Fan, dass ich schon proaktiv Songs mit Parts von mir drauf an ihn geschickt habe, damit er nur noch seinen Verse aufnehmen muss. Fand er auch gut, aber ich weiß nicht, ob er das gemacht hat. Aber vielleicht liest Aykut ja die JUICE und meldet sich wieder! Ein gemeinsamer Song mit ihm ist auf jeden Fall einer meiner großen Wünsche. 

Ufo361 – Migos (prod. AT Beatz) (2017)

Der singende Ufo ist nicht immer meins, aber wenn der auf seinem Rap-Bullshit ist, finde ich den krank gut. Wie der sich auch seine Wünsche und Träume erfüllt, ist doch total geil. Einfach dieser Flex: 2017 über Quavo rappen und ein Jahr später einen Song mit ihm haben. Ich bin auch sehr gespannt auf seine Zusammenarbeit mit Future. Dieses ganze Gerede darüber, dass er dafür bezahlt hat, halte ich für Blödsinn: Er kauft sich ja nichts Bescheuertes, was in einem Jahr out ist, sondern Musik, die für immer bleibt. Das find ich geil.

RIN – Oasis (prod. Minthendo) (2018)

RIN ist einer der wenigen Künstler, bei denen mich die neuen Songs immer sofort interessieren. Vieles aus dieser freitäglichen Veröffentlichungsflut kann auch bis übermorgen warten, aber bei ihm klicke ich sofort. Das habe ich im Deutschrap-Bereich bei nur ganz wenigen Künstlern. Ich habe damals »Ljubav/Beichtstuhl« im Internet entdeckt und fand irgendwas daran geil. Weil wir beide auf Basement rumhingen, habe ich ihn angeschrieben und auch angeboten, zu helfen, wo ich kann – seine Songs mal ein paar Leuten zu zeigen und so. Hab ich auch gemacht. Das hat allerdings damals noch nicht so viele interessiert. Damals. (lacht) Heute sieht das ja ganz anders aus. Ich finde es geil, mit was für einer Konsequenz er das alles durchzieht. Auch was das Design angeht: Das Plattencover von »EROS« war perfekt, und Songs wie »Bros« oder »Bass« find richtig heftig. Dieser Sound von ihm und Minhtendo war sehr eigen und klang nicht nach Amerika, UK oder Frankreich. Das war für mich die deutsche, eigene und kreative Adaption eines Sounds. Der hier klingt, als wäre er auch aus der Zeit. Das ist auf jeden Fall eine krasse Entwicklung, die er da gemacht hat. Wenn RIN live spielt, ist das für mich immer sehr beeindruckend. Letztes Jahr standen Marten und ich beim Splash hinter der Bühne, haben seinen Auftritt geguckt und waren uns beide einig, dass das hier gerade sein splash!, seine Zeit ist und wir nun »die Alten« sind. (lacht)

Text: Jan Wehn

Dieses Feature erschien zuerst in JUICE 195.

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