Grand Analog als »HipHop-Crew« vorzustellen, würde einer Untertreibung gleichkommen. Die Kanadier vereinen Jazz, R’n’B, Reggae und Rock und lassen aus Gesang, Rap und Liveinstrumenten ihr eigenes musikalisches Potpourri entstehen. Trotzdem: Eine tiefe Verwurzelung in der Kultur ist dem Kollektiv nicht abzusprechen – Rap bildet das Fundament der Produktionen der aus Toronto und Winnipeg stammenden Musiker. Ihr aktuelles, drittes Album »Modern Thunder« erschien bereits Ende des vergangenen Jahres in Übersee – seit Ende April steht es auch hierzulande in den Regalen. Mit JUICE sprach das Quintett u.a. über musikalische Einflüsse, eine alternative Herangehensweise an HipHop und natürlich den Song »Wild Animal Print«, dessen Bussboy-Remix heute als JUICE Exclusive Premiere feiert.
»Wild Animal Print« bei iTunes
Eure Musik ist sehr vielseitig. Was sind eure wichtigsten Einflüsse?
Definitiv das Stadtleben. Die Stadt selbst und die einzigartigen Charaktere, die darin leben, beeinflussen uns enorm. Unsere Musik klingt immer anders, je nachdem, in welcher Stadt sie entstanden ist.
In Interviews betont ihr gerne, dass HipHop die Grundlage eurer Musik bildet.
HipHop verkörpert einen Lifestyle, der ihn zu einer unverwechselbaren Subkultur unserer Generation macht. Als Musiker sind wir alle Teil dieser Kultur, auch wenn wir alle möglichen Arten von Musik hören. Auch wenn einer von uns sich viel mit türkischem Funk beschäftigt, würden wir uns selbst immer noch als HipHop-Künstler bezeichnen. Wenn wir Musik machen, hat das immer eine HipHop-Grundlage.
Euer Bandname legt nahe, dass ihr eine Vorliebe für eine analoge Herangehensweise an die Musik hegt.
Den Namen »Grand Analog« hatte einer von uns schon lange im Hinterkopf. Als wir dann 2006 die Band gründeten und nach einem Namen gesucht haben, der der digitalen Ära entgegenwirkt, aber trotzdem cool klingt, ist ihm »Grand Analog« wieder eingefallen. Wir versuchen aber tatsächlich auch, unserem Namen gerecht zu werden und beim Aufnehmen und Mixen viele analoge Geräte zu verwenden.
Welche Geschichte verbirgt sich hinter dem Albumtitel »Modern Thunder«?
Wir sind große Fans von Dub-Reggae aus den Siebzigern. Viele Künstler dieser Zeit, wie Lee »Scratch« Perry und King Tubby, benutzten damals immer wieder Phrasen wie »Lightning & Thunder« oder »Fire & Brimestone« in ihren Songs. Grundsätzlich lieben wir Worte und »Thunder« hat uns irgendwie immer besonders gefallen. Also überlegten wir, eine moderne Version dieser Dub-Phrasen zu kreieren.
Musikalisch verfolgt ihr einen ziemlich offenen Ansatz. Haltet ihr das für besonders wichtig für HipHop?
Ja, denn HipHop wurde in den achtziger Jahren nicht als eigenständiges Genre wahrgenommen. Damals dachten viele Musikkritiker, HipHop wäre nur eine kurze Modeerscheinung. Also ist es für HipHop umso wichtiger, sich als Musikrichtung ständig weiterzuentwickeln und der Welt zu zeigen, dass er niemals aussterben wird.
Ihr sprecht von euch selbst nicht als Band, sondern als ein Kollektiv. Warum ist euch das so wichtig?
Alle unsere Mitglieder tragen etwas unterschiedliches und frisches zu unserem Sound bei. Wir haben auch »Familienmitglieder«, wie wir sie gerne nennen, mit denen wir immer wieder zusammenarbeiten. In den kreativen Prozess der Musikproduktion sind also verschiedenste Leute involviert. Deshalb sind wir keine herkömmliche Band.
Ihr habt viele Features auf dem Album. Wie habt ihr die ausgesucht?
Alle Gäste auf dem Album sind Freunde von uns und wir sind außerdem große Fans ihrer Musik. Es war großartig, wenn ein Musiker zu uns ins Studio kam und der Funke auf das Projekt übersprang. Eigentlich stehen wir nicht besonders auf HipHop-Alben mit vielen Features. Aber unsere Gastbeiträge sind ganz organisch entstanden.
Wie kann man sich den kreativen Prozess bei euch im Studio vorstellen?
Es war das erste Mal, dass wir uns wirklich zusammengesetzt haben, um Songs für ein Album zu schreiben. Uns hat diese Herangehensweise gefallen, da unterschiedliche Mitglieder meistens auf verschiedene Ideen kommen und man diese dann mischen und sich so gegenseitig inspirieren kann.
Ihr habt mal gesagt, dass man euch live performen sehen muss, wenn man eure Musik verstehen will. Was kann man von einem Grand-Analog-Konzert erwarten?
Wir stecken eine Menge Energie in unsere Show und es ist unmöglich, nicht davon vereinnahmt zu werden. Manchmal sind wir bei unseren Konzerten wie kleine Kinder auf einem Spielplatz: Du weißt nie, was als nächstes passiert. Wir mögen es, bei unseren Auftritten einfach auf die Bühne zu gehen und zu improvisieren.
Der Bussboy-Remix von »Wild Animal Print« feiert bei uns Premiere. Könnt ihr zu dem Song noch etwas erzählen?
Es geht darin um ein Mädchen, das an Wochenenden Muster von wilden Tieren trägt, um einfach mal abzuschalten und ihre Hemmungen zu verlieren. Wir glauben, dass diese Muster als Modetrend nie aussterben werdeb. Manchmal sieht es ein bisschen geschmacklos aus, aber oft auch ziemlich sexy. Trotzdem tragen nur die Mutigen solche Looks in der Öffentlichkeit. Unser Produktionspartner Alister Johnson machte das Demo für den Song und dann lag es lange im Studio herum. Später hörten wir nochmal zufällig rein und fanden es direkt super. Einer von uns sagte: »Hey, lasst uns diesen sexy Beat nehmen und ‚Wild Animal Print‘ nennen!« Und so fiel uns das Konzept quasi in den Schoß.