Frank Ocean – Nikes / Blonde // Video & Album-Stream

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Frank

Sonntagnacht war die Erlösung in doppelter Ausführung perfekt: Nachdem zwei Tage zuvor endlich das neue Frank Ocean-Album »Endless« erschien, wurde wie versprochen mit »Blonde« jenes Album nachgeliefert, das ursprünglich unter dem Namen »Boys Don’t Cry« angekündigt worden war. Das Besondere hierbei: »Blonde« erscheint in zwei verschiedenen Versionen, die sich in Songanordnungen und -anzahl unterscheiden. Die digitale Version ist exklusiv im Stream auf Apple Music zu hören. Die Physische hingegen ist vorerst nur aus Franks eigenem Magazin entnehmbar, welches den alten Namen des Albums übernommen hat. Das Printprodukt »Boys Don’t Cry« wurde am Wochenende in eigens eingerichteten Pop-up-Stores angeboten. Selbstredend ist das gute Stück mittlerweile restlos ausverkauft, kann allerdings mit dem nötigen Kleingeld ($250-1000) auf Ebay ersteigert werden.

Die erste Single des Albums »Nikes« ist als Opener der digitalen Version ausschließlich auf dieser enthalten. Der Track ist in mehrfacher Hinsicht unkonventionell: Strukturell wird »Nikes« von zwei unterschiedlich gepitchten und überschneidenden Stimmen angetrieben, die eine Rapeinlage zum Schluss abrundet. Visuell gibt es viel nackte Haut zu sehen. Ebenfalls tritt Franks Vorliebe für Rennwagen in den Vordergrund, es gibt eine Selbstverbrennung, skurrile Partybilder voller Glitzer und freier Liebe und einen rappenden Chihuahua. Ob sich das trollende Verwirrspiel des Frank O. letztendlich als richtungsweisend herausstellen wird, sei dahingestellt. Die jahrelange Wartezeit durch ein Pre-Album vorzeitig zu beenden, nur um 48 Stunden später mit dem Release des eigentlichen Werkes das komplette Momentum von »Endless« zu killen, hat mehr den Geschmack der eigenen Schaustellung als den des Fanservices. Von der Exklusivität und Begrenztheit des Magazins, abweichenden Album-Versionen, sowie Missachtung aller Nicht-Apple-Music-Nutzer mal ganz abgesehen. Wenn überhaupt zeigt das Veröffentlichungsdrama um »Blonde« lediglich erneut, dass abseits der noch so genialen Musik die Elite der US-Künstler die eigene Selbstdarstellung über alles andere stellt. Und daran wird sich auch in den nächsten Jahren voraussichtlich nur wenig ändern.