Dreamville – Revenge Of The Dreamers III // Review

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(Dreamville/Interscope Records)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Sampler-Alben sind schon eine Wissenschaft für sich. Ob DJ-Khaled-esque-überproduzierte-Parade-von-Superstar-Weg­werf-16ern, Soundtrack oder eben Label-Projekt, dass ein ganzes solches Album selten dem Hörer im Ohr bleibt, ist oft der schieren Bandbreite an Eindrücken und Künstlern geschuldet. Überraschend stimmig kommt deshalb die musikalische Grundausrichtung der dritten »Revenge of the Dreamers«-Installation um J. Cole-Label Dreamville daher. Die schlichtweg amtliche Producer- und Featureliste hat sich auf einen modernen Klang-Kompromiss zwischen Trap aus dem Laptop und Jazzrap von der Liveband geeinigt, der vor allem den jungen Stars des Labels in die Karten spielt. J.I.D. sprintet mit Nadelstich-Flows durch hektische Banger wie »Down Bad« oder »Rembrandt … Run It Back«. EarthGang teasen mit dem melancholischen »Swivel« einen Track ihres kommenden Albums und sind essentiell für die energiegeladene Cypher-Atmosphäre von »Wells Fargo«. Gerade diese grundlegend positive, familiäre Stimmung, die Mischung aus Ungezwungenheit und der spürbaren Lust, einfach zusammen Musik zu machen, ist symptomatisch für das, was »ROTD3« zusammenhält. Das meiste Lob muss hier an den Kopf der Crew, J. Cole, gehen, der nicht nur die richtige Kultur im eigenen Haus etabliert hat, sondern sich auch selbst auf einer Reihe von Tracks außerhalb seiner musikalischen Komfortzone bewegt. Mit dem Intro »Under The Sun« und dem supersmoothen »Sacrifices« hat Cole auch erwartungsgemäß seine Fingerabdrücke in den Highlights der Tracklist. Hinzu kommt eine Reihe von Gästen außerhalb der Crew, die hier nicht nur absolut abliefern, sondern wiederholt die Show stehlen. Maxo Kream, Ski Mask The Slump God und T.I. seien hier mal exemplarisch genannt. Letzterer tauscht mit J.I.D. nostalgische »Ladies«-Geschichten aus, während Cozz und TDE-Signing Reason konspirativ darüber beraten, wie sie ihre Labelchefs am besten ausrauben (»Lambo Truck«). Nicht nur rein an Songkonzepten gemessen könnten die meisten Tracks problemlos auf einem Solo-Album landen, B-Ware Fehlanzeige. Seine Defizite offenbart das Projekt vor allem in der Produktion, die durchweg solide ist, aber manchmal zu halbgar daher kommt, um starke Tracks auf das nächste Level zu bringen (»Middle Child«). Alles in allem steht Dreamville am Ende aber mit der besten Gruppenarbeit seit »Cruel Summer« da, ist ja auch was.

Text: Max Hensch

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