»Ich habe in der Nähe einer Radiostation gelebt, da habe ich ­immer im Müll gewühlt und die Promoplatten rausgepickt.« // Devin The Dude im Interview

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»Suite #420« heißt der neue Langspieler vom immer gut gelaunten ­Texaner Devin The Dude. Sein Geheimnis für eine langlebige Karriere vom Odd Squad über Guest-Spots bei Dr. Dre bis zum Independent-Veteranen: eine Unze Weed, ein paar Bier, gute Musik, kein Stress. Vorübergehende Südstaaten-­Hypes wie Bounce, Crunk oder Trap Music hat er stets mit nonchalanter Gleichgültigkeit ignoriert und ­stattdessen an seiner ganz eigenen Vision von souligem Rap&B zwischen den Polen UGK, Biz Markie und Snoop ­festgehalten. Vor allem kann sich weltweit jeder Slacker mit seinen Alltagsgeschichten über Weed, Wein und Weiber zu einem gewissen Maß identifizieren. Devin The Dude ist ein Künstler, der seine Spur gefunden hat – und der nicht im ­Geringsten beabsichtigt, in absehbarer Zeit auf den Standstreifen abzubiegen.

Was ist das Konzept hinter deinem neuen ­Album »Suite #420«?
Nun, »420« ist ein Code der Weed-Kultur. 4 Uhr 20 am Nachmittag ist die ideale Zeit, um deinen ersten Blunt des Tages anzuzünden. Und der 20. April ist hier außerdem eine Art Feiertag geworden – es sollte in Ordnung sein, an diesem Tag ein bisschen Weed zu rauchen. Das Album ist einfach für Leute gemacht, die es lieben, Gras zu rauchen und dabei Musik zu hören und sich zu unterhalten. Rassen und Hautfarben sind vor diesem Hintergrund ganz egal. Wenn wir zusammen rauchen und Spaß haben können, dann brechen wir dadurch auf natürliche Weise die Grenzen, die uns voneinander trennen.

Wie viele Blunts hast du denn während der ­Entstehung des Albums geraucht?
Wow, das kann ich nicht sagen. Ich habe bestimmt ein ganzes Pfund Gras weggeraucht. Vielleicht ­sogar mehr. (lacht)

Was war überhaupt der Antrieb, nach fünf ­Kifferalben in deinem Katalog noch ein ­weiteres Kifferalbum aufzunehmen?
Hauptsächlich meine Fans und Freunde, die mich immer wieder gefragt haben, wann denn das ­nächste Album kommen würde. Sie lassen mich einfach nicht aufhören, weil sie immer wieder neue Musik von mir erwarten. Auch meine ­Familie ­inspiriert mich sehr. Meine Mutter hat sich große Sorgen wegen meiner Karriere gemacht. Aber ich mache immer noch mein Ding und werde dafür auch in der Musikindustrie respektiert.

Du hast viel mit dem Produzenten Mike Dean gearbeitet, der schon seit vielen Jahren für Rap-A-Lot-Künstler produziert.
Ja, er arbeitet schon seit den Anfangstagen mit Rap-A-Lot zusammen. Er kennt das Studio einfach in- und auswendig. Er hat nicht nur mehrere Tracks für mein Album produziert, sondern auch das Mixing übernommen. Mike Dean ist nämlich ein Genie, was Studiotechnik angeht.

Und was ist der ­wesentliche Unterschied zu deinem letzten Album »Landing Gear«?
Das Weed war besser. Ansonsten galt das gleiche Prinzip, nach dem ich immer vorgehe, wenn ich ein Album aufnehme. Klar, ich bin wieder mal zwei Jahre älter geworden, habe andere Erfahrungen gemacht, bin gereist und habe neue Menschen kennen gelernt. Aber am Ende des Tages ist es eben ein weiteres Devin-Album – liebt es oder hasst es.

Du stammst aus Houston und wirst in allen ­Teilen der USA für deine Musik respektiert. Was ist der Grund dafür, deiner Meinung nach?
Das kann ich nicht erklären. Es ist einfach nur ­wunderbar. Ich liebe und respektiere die Musik, ­vielleicht ist das ein Grund dafür, dass man das in meiner Kunst hört und spürt. Ich werde von ­Künstlern ­geschätzt, weil sie diese Liebe in meiner Musik wiederfinden, die sie selbst auch verspüren.

Wer ist Devin The Dude überhaupt?
Ich stamme aus Florida und bin in der vierten Klasse nach Texas gezogen. In Houston lebe ich seit den frühen Achtzigern. Ich habe vier Brüder und eine Schwester, ein Bruder ist verstorben. Mein Vater und meine Mutter haben sich getrennt, als ich in der High School war. Mein Vater lebt heute wieder in Florida. Meine Großmutter und meine Mutter waren im Kirchenchor, dort habe ich zu ersten Mal ­Menschen singen gesehen und gehört. Ich habe in der Nähe einer Radiostation gelebt, da habe ich ­immer im Müll gewühlt und die Promoplatten rausgepickt. Als ich in die erste Klasse kam, war ich schon so etwas wie ein DJ. In der High School habe ich mit dem Rappen begonnen. Meine Familie hat mich immer unterstützt. Meine Mutter ist immer noch ein Fan meiner Arbeit und gleichzeitig einer meiner größten Einflüsse.

Und man darf natürlich nicht vergessen, dass du mit Odd Squad schon ein Pionier des Southern Rap warst…
Wenn man so will. Wir haben 1994 unser erstes ­Album bei Rap-A-Lot veröffentlicht und waren mit den Geto Boys auf Tour. Und die Gruppe gibt es heute immer noch. Von daher könnte man das wahrscheinlich schon so formulieren.

Du bist als Solokünstler jetzt bei E1 Music ­gesignt, richtig?
Nun, Copybrothers ist mein eigenes Label, und wir haben eine Partnerschaft mit E1 Music, was Vertrieb und Marketing angeht. Sie machen einen guten Job. Aber am Ende des Tages geht es um meine Musik, und die Labelsituation ist letztlich nur ein Konstrukt, das funktionieren muss. Das Label ist nicht verantwortlich für meine Karriere. Ich muss selbst an den Start kommen und mir meine Relevanz erarbeiten. Als Indie-Künstler musst du definitiv mehr arbeiten und viele Aufgaben selbst übernehmen, die beim Major für dich erledigt werden. Trotzdem mag ich es, auf diese Weise zu arbeiten, weil ich meine Freiheiten habe und mein eigenes Ding machen kann.

Warum ist »What I Be On« die erste Single ­geworden?
Meine kleine Tochter hat den Song gehört und fand ihn gut. Sie sagte, sie könnte den Song ­mindestens 100 mal am Stück hören. Auch mein 17-jähriger Sohn hat ein paar Rewinds eingefordert. Da wurde mir klar, dass dieser Song die perfekte Single ist. Ich habe übrigens auch das Videoscript selbst ­geschrieben.

Wie wichtig ist es dir, ob sich das Album gut verkauft?
Verkaufszahlen waren nie meine oberste Priorität. Ich möchte gute Musik machen und mit dem Produkt zufrieden sein. Wenn man dann auch noch viele Platten verkauft, ist es wie die Glasur auf der Torte. Aber die Torte selbst ist auch schon gut. Ich bin einfach froh, dass HipHop immer noch ein Teil der Musikindustrie ist. Vor 25 Jahren hat keiner an diese Kultur geglaubt, und jetzt sind wir immer noch da. Jede Menge Menschen essen und leben nur durch diese Kultur, auch wenn wir derzeit in der Krise stecken. Das darf man nie vergessen.

Wirst du auch an »Detox« beteiligt sein? ­Immerhin warst du auf »Chronic 2001« mit dem Song »Fuck You« vertreten.
Ich war gerade erst für ein paar Tage mit Dre im Studio. Ich denke, ich habe die Chance, dass ein Song auf dem Album landet, an dem ich beteiligt bin. Hoffentlich landet er auf dem Album. Aber es wird so oder so großartig. Dre hat sehr viele Songs, und er arbeitet immer noch an neuen Tracks. Selbst wenn ich nicht drauf vertreten sein sollte, war es wunderbar, überhaupt mit ihm zu arbeiten und ins Studio gehen zu können. Das ist schon ein Segen.

Gewalt ist in letzter Zeit wieder ein Thema im US-Rap geworden. Insbesondere nachdem Waka Flocka Flame angeschossen wurde…
Wir müssen uns von solchem Stress fernhalten und uns ausschließlich mit positiven Menschen umgeben. Richtet den Fokus auf das, was ihr erreichen wollt, nicht auf die negativen Dinge im Leben.

Wie erhältst du dir diese positive Einstellung?
Warum sollte es mir nicht gut gehen? Ich habe ein frisches neues Album in der Pipeline. Ich habe Freunde und Familie, ich habe Spaß, ich habe gutes Weed… Ich liebe mein Leben.n

Text: Epée Hervé

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