Cozz – Effected // Review

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(Dreamville / Interscope / Universal Music)

Wertung: Dreieinhalb Kronen

Viel unspektakulärer als Cozz kann ein Rapper 2018 kaum klingen. Bei J. Coles Dreamville-­Label gesignt, macht der 24-Jährige, der seit der neunten Klasse Kendrick Lamar nacheifert, nichts besser als der lyrisch versiertere Boogie, der ebenfalls aus Compton stammt – und erschafft mit seinem Real-Rap-Majordebüt ein Gegengewicht zum Mumble-Imperium. Doch der Gutmensch-Grind, der »Effected« eröffnet, endet abrupt. Auf der dritten Anspielstation, dem programmatischen »Ignorant Confidence«: »Ay man, forget all that conscious shit, n***a/You see these mothafuckin shoes, n***a?« Und so geht es down the rabbit hole namens Kapitalismus. Aus der Perspektive eines Habenichts aus South Central spannt Cozz einen narrativen Bogen von den frühen Schultagen als vernachlässigter Teenager über die ersten Drogenerfahrungen seiner Sturm-und-Drang-Phase, bis zur Vertragsunterschrift bei Cole, einem der relevantesten und erfolgreichsten Rapper unserer Zeit. Auf »Zendaya« verdeutlicht der Vorgesetzte direkt, warum Cozz noch nicht in seiner Liga spielt. Während der Kalifornier für das Eigenheim der Mama und das Phrasen­schwein sammelt, lässt Cole, der den Beat auch produzierte, seinen Vorarbeiter alt aussehen. In diesen Momenten, wie auch auf dem Kendrick-Feature »Hustla’s Story«, wird deutlich, dass Cozz zwar Bawrz en masse hat, es ihm aber noch an Alleinstellungsmerkmalen, einer eigenen Erzählung und schlicht an Hits fehlt. Zwar hat er die Tugenden der Golden Era verinnerlicht, legt Wert auf Inhalte und Dialektik und ist, im Vergleich zu seinen ersten Mixtapes, als Songwriter gewachsen. Doch sichert ihm das noch keinen Platz in der harten Ellbogen-Industrie, in der im Mainstream neben Kendrick, Cole und Chance bisher kein Platz für einen weiteren Rucksack-Rapper frei scheint. Die Produktionen verdeutlichen das Mini-Dilemma von »Effected«: Der Dreamville-Inhouse-Produzent Meez spendiert klassische, vorhersehbare Boombap-Stangenware, die keinem wehtut und wie der Protagonist nur selten ihre Komfort­zone verlässt.

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