Calman ist ein schlechter Mensch und lügt manchmal seinen Arzt an. So behauptet er zumindest in seinem Track »Manchmal lüg ich meinen Arzt an«, mit dem er intime Einblicke in das Hadern und Zweifeln einer unerfüllten Künstlerpersona gibt. Dem Doktor würde er beispielsweise erzählen, es ginge ihm schon besser, obwohl er doch »summa summarum sorglos unglücklich« sei, und spricht dabei Gefühlslagen an, die in Deutschland anno 2018 mit der stiegenden Anzahl an Depressionskranken und Menschen mit Angst- und Zwangsstörungen, vielen bekannt sein werden.
Nachdem der zunächst fragile musikalische Boden im Chorus plötzlich von latent bedrohlichen Drone-Klängen überschattet wird, macht in Vers zwei sogar sonst Dauerspaßvogel Fatoni ernst, wenn er sich selbst als »lustigen Dicken aus einer lustigen Clique« betitelt und hoffnungslos schließt mit »Das war’s schon/ Jeder muss irgendwie klarkommen«. Lebbe geht weida.
»Manchmal lüg ich meinen Arzt an« ist die erste Vorab-Single zu Calmans nach eigener Aussage „irgendwann erscheinenden“ Zweit-Album »Das Amanda-Projekt« (Arbeitstitel). Bei so viel sorgeninduzierter Kreativität und Ausdrucksstärke fragt man sich, ob man Calman insofern überhaupt gute Besserung wünschen soll.