Boogie – Everything’s For Sale // Review

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(Shady Records / Interscope Records)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Steile These: Eminem ist nicht mal mehr Top 5 as far as his label talent goes. Zumindest seit Marshall die Griselda-­Büffel Conway und Westside Gunn unter Vertrag nahm, Royce das Album seiner Karriere veröffentlichte und streng genommen auch Joe Budden (lel) noch bei Shady Records gesignt ist. Und dann wäre da noch Boogie. Der Comptoner hat Patterns, den Blues und soviel Soul, das es wehtut. Eine Karriere, die – gefühlt – auf dem Kendrick-Klassiker »Sing About Me« aufbaut. Über drei Mixtapes hat der 29-Jährige einen der komplexesten Rap-Charaktere der Westküste entwickelt und würde ästhetisch viel besser ins TDE-Universum passen. Dafür sorgen auch die Inhouse-Produzenten Keyel und Dart, die schon »The Reach« wie eine Akustik- Aufführung von »good kid, m.A.A.d city« orchestrierten. Was nicht heißt, dass Boogie keine eigene Geschichte zu erzählen hätte. Der alleinerziehende Vater leidet an posttraumatischen Belastungsstörungen, zog jahrelang obdachlos durch die Stadt der Engel, verprasste seinen ersten dicken Vorschuss und verschweigt auf seinem Majordebüt kein bitteres Detail davon. »They like: N***** we tired of hearin’ you poor/Out your heart about how you in the struggle and how you at war/With yourself and how you not confident and you insecure.« Gleich im Intro vermengt Anthony Dixson die persönliche Ebene mit der Rapwelt und bezieht sich auf das große Ganze namens Trumpland. Auch die Gäste sind stark inszeniert: der Jazz-Trompeter Christian Scott auf der Pac-Type-Ballade »Whose Fault«, Dreamvillain J.I.D. auf dem Zeitgeist-Brett (»Soho«) und 6LACK, der auf »Skydive II«, wie ein junger Frank Ocean scheint – womit wir auch wieder bei Shady wären. Der tut Boogie mit seinem unklaren Gastpart (»Rainy Days«) eigentlich keinen Gefallen. Aber immerhin ging sein Marketing-Gespür als Labelchef auf und seine Sodomiezeile über »sheep sex« (WTF?) viral. »Everything’s For Sale« ist ein 40-minütiger Befreiungskampf, stellenweise etwas glatt ins­trumentiert, aber immer absurd gut gerappt und (auch was meine Eminem-Theorie angeht) erschreckend offenbarend.

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