Blood Orange – Angel’s Pulse // Review

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(Domino Recording Company)

»Hoffnung geben« ist die Aufgabe seiner Alben. Das, was davon übrigbleibt, verteilt er aus Gewohnheit in Form eines Mixtapes an Freunde oder auf der Straße. Diesmal jedoch hat Devonté Hynes mit dieser Angewohnheit gebrochen. »I’m older now though, and life is unpredictable and terrifying«, lautet sein Statement zu der Veröffent­lichung von 14 neuen Songs, die im Zuge der Produktion seines letzten Albums »Negro Swan« entstanden. Die Songs des nun erschienenen Mixtapes »Angel’s Pulse« sind in ihrer Ganzheit vom britischen Ausnahmekünstler produziert und gemixt. Auffallend ist, dass sie wie die fragmentarisch gebliebene Umsetzung einer größeren Idee wirken: Die Tracks setzen in medias res ein, brechen plötzlich ab oder bestehen wie bei »Baby Florence« aus einfach gehaltenen Drum-Machine-Aufnahmen. Lediglich zwei Songs kommen auf eine Länge von über drei Minuten. Harmonische R’n’B-Melodien, vereinzelte Rap-Passagen und Low-Fi-Elemente bilden eine leichte und befreiende Soundkulisse. Die unverkennbare Stimme des Feuilletonlieblings trägt diese Laid-Back-Happiness an eben die Orte, an denen das Mixtape Hoffnung geben will – »The Corners Of Black Existence And The Ongoing Anxieties Of Queer/People Of Colour«. Die Video-Single »Benzo« visualisiert dies, indem sie eine schwarze und queere Version des Versailler Hofes als Darstellungs­motiv wählt. Gleichzeitig übernimmt der Song »Birmingham« eine Strophe der »Ballad Of Birmingham« Dudley Randalls und thematisiert den Anschlag auf die »16th Street Baptist Church«, der vier Mädchen zu Zeiten des Civil Right Movements das Lebens kostete. Das Mixtape verpackt seine soziopolitische Kritik in einen sanften und hoffnunggebenden Sound. Es ist ein liebevoll zusammengefügtes Puzzle aus dem, was sein letztes Album hinterlassen hat – ein Epilog des Schönen.

Text: Lukas Hildebrand

 

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